Auto-Abos nehmen fahrt auf

München Die Deutschen sind zunehmend offen für die Nutzung von Auto-Abonnements. Bereits mehr als jeder Dritte zeigt sich interessiert, 15 Prozent haben diesen Dienst bereits genutzt. 2019 war das Interesse noch deutlich geringer. Die Corona-Krise könnte dem Modell 2020 weiteren Rückenwind geben – sofern es den Anbietern gelingt, die operativen Hürden zu bewältigen. Das zeigt die jährliche Auto-Abo-Analyse von Oliver Wyman.  

Immer mehr Deutsche können sich vorstellen, monatlich eine Rate für ein Abo zu bezahlen und je nach Tätigkeit ein anderes Modell zu wählen, anstatt pauschal ein Auto zu unterhalten, das ihren Bedürfnissen nicht immer gerecht wird. Einer Befragung der Strategieberatung Oliver Wyman zufolge, haben 38 Prozent der Deutschen Interesse am Auto-Abo, 15 Prozent der Befragten haben bereits Auto-Abos genutzt. 2019 zeigte sich lediglich ein Viertel der Befragten interessiert an Abo-Modellen.

Der Blick ins Ausland zeigt, dass dieser Trend nicht überall vorherrscht. So zeigten sich in den USA nur 12 Prozent der Befragten an Abo-Modellen interessiert, in Schweden 25 Prozent. „Die Befragten aus Deutschland und Frankreich haben im Ländervergleich das höchste Interesse am Auto-Abo“, sagt Joachim Deinlein, Mobilitätsexperte und Partner bei Oliver Wyman. „Das ist eine gute Ausgangslage für Anbieter, die hierzulande Abo-Modelle auf den Weg bringen möchten.“

Im deutschen Markt konkurrieren bereits verschiedene Anbietergruppen um die Vormachtstellung. Neben den Fahrzeugherstellern sind bereits zahlreiche Start-ups, Vermieter und Leasingfirmen sowie andere Mobilitätsanbieter aktiv. „Keine Woche vergeht, in der nicht ein neuer Anbieter auf den Markt geht“, sagt Deinlein.  „Allerdings sind die Abo-Modelle kein Selbstläufer.“

Das Prinzip des Auto-Abonnements: Gegen eine monatliche Gebühr erhält der Kunde ein Fahrzeug seiner Wahl aus einem vorher definierten Pool und kann das Auto in einer vorgegebenen Häufigkeit wechseln. Nebenkosten für Versicherung und Wartung fallen nicht an, lediglich Benzinkosten werden selbst getragen.
 

Abo statt eigenem Wagen

Die Befragung zeigt eine zunehmende Bereitschaft, das eigene Auto durch abonnierte Dienste zu ersetzen. Im Jahr 2019 konnten sich nur 14 Prozent der Befragten vorstellen, ihr Fahrzeug durch ein Abo zu ersetzen, 2020 sind es bereits 18 Prozent. Das Interesse, ein abonniertes Auto als zusätzliches Fahrzeug zu nutzen, ist mit 12 Prozent im Vergleich zu 2019 (11 Prozent) relativ konstant geblieben.

„Corona wird Auto-Abos einen weiteren Aufschwung geben“, sagt Deinlein. „Zum einen wird individuelle Mobilität aktuell dem öffentlichen Verkehr gegenüber vorgezogen. Zum anderen gehen wir davon aus, dass viele Nutzer flexible Rückgabemodelle während unsicherer wirtschaftlicher Zeiten dem Kauf eines Autos vorziehen.“
 

Sinkende Zahlungsbereitschaft, operative Hürden

Die wichtigsten Entscheidungskriterien für Auto-Abos in Deutschland bleiben der Befragung zufolge weiterhin die Verfügbarkeit des gewünschten Autos, die jährliche Kilometerzahl sowie die Modellvielfalt. Doch auch der Preis spielt eine entscheidende Rolle. Auffällig ist die sinkende Zahlungsbereitschaft der Befragten: 61 Prozent würden weniger als 500 Euro monatlich für ein Auto-Abo ausgeben, 2019 waren es noch 55 Prozent. Es gibt jedoch weiterhin ein wichtiges Segment mit hoher Preisakzeptanz. Doch auch im Hochpreissegment über 1.250 Euro fiel die Zahlungsbereitschaft im Vergleich zu 2019 von 23 Prozent auf 16 Prozent. „Für Anbieter bedeutet dies, das Angebot noch viel enger an den unterschiedlichen Kundensegmenten auszurichten und die Preise zu überdenken“, sagt Deinlein.

Der Angebotspreis wird insbesondere durch die Kosten der operierten Fahrzeugflotte getrieben, so Deinlein. „Der normale Fahrzeug-Leasing-Preis ist ein Anhaltspunkt für den Kunden. Für Anbieter von Auto-Abos gilt es, möglichst nahe an diesen heranzukommen. Dazu muss jedoch im Hintergrund ein sehr effizientes Bereitstellen und Management der Fahrzeugflotte erfolgen.“ Dies könne zum Beispiel über das Teilen von Flottenfahrzeugen mit anderen Mobilitätsdiensten oder durch die Integration junger Gebrauchtwagen in die Flotte geschehen.

„Abo-Modelle sind der richtige Weg, wenn sie sehr flexibel gestaltet sind und preislich für die Masse interessant werden. Ansonsten bleibt es bei der Nische“, sagt Deinlein. „In Zukunft wird das Fahrzeug immer mehr als Service zur Verfügung gestellt. Für bestimmte Kundengruppen ist das Abo daher genau das richtige Angebot.“
 

Über die Befragung

Oliver Wyman hat im Februar 2.500 Personen online zu ihren Einstellungen zu Auto-Abos befragt, davon je 500 aus Deutschland, den USA, Schweden, Frankreich und Italien.

Das Manager Magazin berichtet exklusiv über diese Studie, lesen Sie hier mehr.
 

Pressekontakt
Maike Wiehmeier
Senior Communications Manager DACH
Oliver Wyman
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maike.wiehmeier@oliverwyman.com   

 

ÜBER OLIVER WYMAN

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Auto-Abos nehmen fahrt auf


Jährliche Oliver Wyman-Analyse zu Auto-Abonnements

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