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Wholesale-Banken und Asset Manager – Unter Druck erfolgreich sein

Ein Jahrzehnt nach der Finanzkrise liegt der Fokus für Wholesale-Banken und Asset Manager wieder auf Wachstum. Ansteigende Zinsen, konjunktureller Rückenwind und Steuererleichterungen in den USA versprechen ein besseres Handels- und Investitionsumfeld, das für kurzfristige Erleichterung bei Wholesale-Banken und aktiven Vermögensverwaltern sorgen wird.

Unsere jährliche Studie mit Morgan Stanley zeigt, dass der Gegensatz zwischen Gewinnern und Verlierern deutlicher werden wird. Während Wholesale-Banken und Vermögensverwalter um kurzfristiges Wachstum kämpfen, müssen sie sich gleichzeitig so positionieren, dass sie von starken langfristigen Veränderungen profitieren können.

Im Video erläutern unsere Partner James Davis und Christian Edelmann die Kernaussagen des Reports.


  1. Positiver RoE-Ausblick: Dank höherer Volatilität und positivem Makro-Umfeld erwarten wir kurzfristig ein Wachstum der Wholesale-Erträge um ~5% in 2018, jedoch mittelfristig eine Verringerung dieses Momentums auf ~3% pro Jahr bis 2020 – verbunden mit strukturellen Marktverschiebungen. Während sich das regulatorische Umfeld in den USA erleichtert, erwarten wir einen verstärkten globalen Kampf um Marktanteile.

  2. Verschiebung der Wallets zu Corporates: Wir erwarten stärkeren Druck auf das institutionelle Geschäft (-15-25%) durch die Verschiebung zu passiven Produkten, Konsolidierung, mehr elektronischen Handel in Fixed Income und Unbundling von Aktien- und Researcherträgen. Hier rechnen wir mit nur ca. 2% jährlichem Wachstum. Im positiven Gegensatz erwarten wir, dass die Erträge mit Firmenkunden robust um 4% p.a. wachsen werden, noch unterstützt von ca. 5% Wachstum im angrenzenden Transaction Banking und Securities Services. Die Firmenkunden-Coverage ist jedoch teuer; in 2017 haben Banken ihre Kapitalkosten hier nicht verdient. Das größte Potenzial liegt in Automatisierung und integrierten Lösungen, um Corporate Treasuries zu bedienen: Wir erwarten geringere Returns, aber stabileres Wachstum im „CFO-down“ Produktbereich (inkl. DCM und Transaction Banking).

  3.  Neue Wettbewerbsvorteile: Wholesale-Banken haben ihren Mehrwert traditionell über die „3 Cs“ begründet: Connectivity, Content und Capital. Alle drei Faktoren sind jedoch bedroht: „Connectivity“ (Marktzugang und proprietäre Netzwerke) durch Transparenz, Digitalisierung und Modularisierung. „Content“ (Research, ECM/M&A, Indizes und Pricing-Fähigkeiten) durch Investment-Boutiquen und neue Tradingfirmen, die Advanced Analytics nutzen. „Capital“ bleibt ein klarer Wettbewerbsvorteil, jedoch sehen wir Risiken durch extremen Wettbewerb und den Kreditzyklus. Alternative Kapitalquellen wie Debt Funds und Peer-to-Peer Networks gewinnen an Bedeutung.

  4.  „Aktive Lösungen”: Bisher hatten die Bemühungen der Banken, ihre Daten zu monetarisieren, gemischten Erfolg. Wir glauben, dass sie von Big Tech lernen können, wie eine Value Proposition aus der Kombination von Daten und Funktionen entwickelt werden kann, um breitere Kundenbedürfnisse zu lösen, z.B. Risiko-Analytics und Services zur Übernahme von regulatorischen Anforderungen für Institutionelle Kunden oder integrierte Treasury Solutions für Firmenkunden (Verbindung von Working Capital, Einkauf, Billing und Supply Chain Management). Wir sehen global ein Marktpotenzial von 15-20 Mrd. $ durch diese Lösungen, die jedoch gegen zahlreiche neue Wettbewerber verteidigt werden müssen.

  5.  Zukünftige Positionierung: Wir sehen drei Gruppen von Wettbewerbern gut positioniert: große Investmentbanken mit Skalenvorteilen, breit aufgestellte Corporate-fokussierte Franchises, sowie Spezialistenmodelle. Regionale Unterschiede werden dabei immer stärker: die großen US-Banken haben 8 Prozentpunkte Marktanteil über die letzten 5 Jahre gewonnen, und die US-Steuerreform kommt ihnen zusätzlich zugute. Bei den EU-Behörden hat dies ernsthafte Fragen aufgeworfen, wie der zukünftige europäische Wholesale-Bankensektor aussehen soll, insb. im Kontext möglicher Anforderungen für internationale Banken im Rahmen der Brexit-Verlagerungen, aber auch hinsichtlich der Ermöglichung länderübergreifender Fusionen.

  6.  Kampf um digitale Workforce: Führende Banken bauen ihr Geschäftsmodell konsequent um Technologie und Daten auf, und passen nun zunehmend auch ihr Talentmodell an, indem sie ca. 20% der Personalkosten statt traditioneller Rollenprofile auf IT, digitale Fähigkeiten und Quants aufwenden. Im Wettbewerb um diese „Workforce of the Future“ ist auch eine neue Value Proposition für diese Mitarbeiter notwendig. Am Standort Frankfurt wird dies durch zunehmende Konkurrenz von internationalen Banken verstärkt, die infolge des Brexit mit guten Gehältern Talente in verschiedensten Bereichen der Wertkette abwerben.

  7.  Investitionen in Technologie und Innovation: Unsere Schätzungen zeigen, dass die führenden Banken gegenüber Tier-2 Wettbewerbern das 3-fache Innovationsbudget bereitstellen. Jedoch ist die Höhe des Budgets nicht alles – Fokussierung und disziplinierte Execution sind ebenso wichtig, um die Initiativen voranzutreiben und zu skalieren. Die gesamten Ausgaben für Technologie liegen nun bei 15-20% der Gesamtkosten, und beinhalten die Transformation hin zu einer modularen Plattformarchitektur und agilen Liefermodellen. Die Gewinner werden solche Banken sein, die es schaffen, die kurzfristigen Ertragspotenziale auszunutzen, aber in innovative Fähigkeiten zu investieren, die sie für die o.g. Marktverschiebung positionieren.

Wholesale-Banken und Asset Manager – Unter Druck erfolgreich sein


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