// . //  Dekarbonisierung – der 8.000er für EVUs //  Susanne Fabry

Welche Rolle spielt die Netzinfrastruktur (Strom/Gas/Wärme) bei der Dekarbonisierung?

Die Netzinfrastruktur spielt eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung. Insbesondere die Verteilnetzbetreiber ermöglichen mit leistungs- und zukunftsfähigen Netzen die Energie- und Klimawende – und das in Sektorkopplung:

Im Stromnetz schließen wir alle dezentralen Einspeiser, Ladesäulen oder Wärmepumpen an und gewährleisten (jederzeitig) Betrieb. Das Gasnetz ertüchtigen wir für die dezentrale Aufnahme von Biogasen und synthetischen Gasen ebenso wie zur H2-Aufnahme. Auch das Wärmenetz verändert sich hin zu Niedertemperaturnetzen mit einer Vielzahl von dezentralen dekarbonisierten Einspeisern. Nicht das Wassernetz zu vergessen, das unter geänderten Klimabedingungen genauso zuverlässig funktionieren muss. Dazu ist sowohl eine gezielte Erneuerung / Ausbau des Netzes als auch eine weitgehende Digitalisierung erforderlich.
Die Netzinfrastruktur nimmt daneben auch eine aktive Rolle ein: z. B. im Verzicht auf SF6-Anlagen, Reduktion von Verlusten in Trafos, Beschaffung von Grüner Energie für Verluste und Betriebsverbrauch, Reduktion von Methanverlusten,

Welche Rolle spielt das Thema Dekarbonisierung und CO2 Neutralität bei der Positionierung als Rheinenergie als Arbeitgeber?

Dieses Thema spielt in nahezu allen Unternehmensfeldern eine bedeutende Rolle – mittlerweile auch weit über die klassischen Felder wie Erzeugung hinaus. Klimawandel, Dekarbonisierung und CO2-Neutralität sind Themen, die eine breite Öffentlichkeit interessieren und die politisch im Fokus stehen. Wir tragen als Energieversorger und Infrastrukturdienstleister eine besondere Verantwortung, deswegen brauchen wir auch Menschen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Wir als Energieversorgungsunternehmen verpflichten uns, unseren Beitrag zu einer möglichst Klimaneutralen Energieerzeugung zu leisten. Energiewende ist uns eine Herzensangelegenheit. Wir bauen stetig den Anteil der regenerativen Energieerzeugung aus, und wir haben dafür einen verbindlichen Fahrplan erstellt, abgesprochen mit unseren Anteilseignern und unter Beteiligung der gesellschaftlichen Gruppen in unserem Verantwortungsgebiet. Für die Umsetzung benötigen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die diesen Weg mit uns gehen. Bewerberinnen und Bewerber achten bei der Suche nach einem potentiellen Arbeitgeber darauf, wie nachhaltig dieser mit den vorhandenen Ressourcen umgeht und welchen Beitrag er zum Klimawandel leistet. Aufgaben und Ziele, die ein Unternehmen hat, werden den Bewerberinnen und Bewerbern in Vorstellungsgesprächen immer wichtiger und geben oft den Ausschlag für eine Bewerbung. Dass wir uns hier eindeutig positionieren und einen klaren Weg zu unserem Ziel haben, kommt bei Bewerberinnen und Bewerbern gut an und ist ein weiterer Baustein unserer Arbeitgeberattraktivität.

Welches Beispielprojekt / welche Beispielinitiative der Rheinenergie verdeutlicht die laufenden Aktivitäten zur Dekarbonisierung?

Die RheinEnergie hat mit dem ablaufenden Jahr 2021 eine ambitionierte „Roadmap“ vorgelegt, die den Weg eines urbanen Energieversorgers in die dekarbonisierte Zukunft beschreibt.

Wichtigstes Element darin ist die vollständige Dekarbonisierung unserer Wärmeversorgung. Es ist eine große Herausforderung, wenn man die Fernwämeversorgung für rund 350.000 Menschen, für Gebäude und Industrie vergrünen will und dabei neben dem Eckpfeiler Klimaschutz auch den der Versorgungssicherheit und der Bezahlbarkeit stabil halten will. Daran arbeiten wir mit Hochdruck, und dabei werden natürlich grüne Gase eine Rolle spielen, aber auch Groß- und Hochtemperatur-Wärmepumpen, industrielle Abwärme, Klärschlammverbrennung und anderes mehr. Bereits heute stellen wir rund zehn Prozent der Wärme erneuerbar bereit. Erste Kooperationen mit Lieferanten von grünem Wasserstoff haben wir aufgenommen. Wir erproben selbst konkret die Wasserstoffbeimischung in bestehende Systeme, wir testen ab Januar einen wasserstoffbetriebenen Strom- und Wärmeerzeuger am Kraftwerksstandort Köln-Niehl. Die Neugestaltung wird vor dem Hintergrund einer gewachsenen Großstadt noch herausfordernder, in der Mehrzahl handelt es sich bei den versorgten Immobilien um Bestandsgebäude, die 40 Jahre und älter sind und ohne aufwendige Sanierung zunächst nicht tauglich für ausgesprochene Niedertemperatursysteme sind. Um für Wärmepumpen geeignet zu sein, bräuchte es nicht nur die komplette Dämmung der Außenhülle, es müsste auch die Installation sämtlicher Wohnungen im Inneren umgebaut werden.
In Modellprojekten wie der Stegerwaldsiedlung aus den 50er-Jahren haben wir Zukunftstechnik in Kombination erprobt: Batteriegepufferter PV-Strom für Mieterstrom und als Antrieb für Wärmepumpen deckt den Großteil des Energiebedarfs der sanierten Wohnblocks. In der Spitze speisen wir Fernwärme zu. Wir haben die Siedlung volldigitalisiert und steuern sie über ein in unserem Auftrag entwickeltes Siedlungsmanagementsystem, inklusive Anschluss ÖPNV und intelligentes Entsorgungssystem. Das ist eine Blaupause für die Zukunft.

Kernstück unseres Dekarbonisierungsprogramms für Strom ist die Photovoltaik; wir haben in einer Kooperation mit der Stadt und der Handwerkskammer zu Köln eine „Solaroffensive“ für Kölns Dächer gestartet, nach einer Studie öffentlicher Stellen beträgt das Brutto-Potential auf den Dachflächen mehr als 3.000 Megawatt. Davon wollen wir kurzfristig einen großen Teil heben. Außerdem gibt es zahlreiche laufende Projekte, sich an Anlagen Erneuerbarer Energie im gesamten Bundesgebiet zu beteiligen. Allein in den vergangenen zwölf Monate haben wir rund 30 Megawatt an Erzeugungsleistung hinzugewonnen