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Die Reduzierung der deutschen Gasimporte aus Russland hat weitreichende Auswirkungen und ist für viele Menschen in Deutschland mit Einschnitten beim Konsum verbunden: Bei einem kurzfristigen Stopp des Gasimports könnten die Energiepreise um bis zu 130 Prozent steigen. Aber auch für energieintensive Industrien, mittelständische Betriebe und Energieversorger sind die Konsequenzen enorm.

Dies verdeutlicht die Studie „Energiesouveränität: Der Preis der Unabhängigkeit“ von Oliver Wyman. Die Studie analysiert vier Szenarien der Energieversorgung: Eine kurzfristige Einstellung der Gaslieferungen durch Russland („Angebotsschock“), die kurzfristige Substitution durch LNG sowie eine langfristige Transformation der Energieversorgung – sowohl mit LNG als auch einen kompletten Umstieg auf Erneuerbare Energien.

 

Gas-Lieferstopp führt zu steigenden Energiekosten und Versorgungslücken

Die Kostensteigerung bei einem Lieferstopp könnte für einen Vier-Personen-Haushalt jährlich bis zu 2.900 Euro für Gas und 800 Euro für Strom betragen. Insbesondere Mieter und einkommensschwächere Haushalte wären dann gezwungen, ihre Sparquote und Konsumausgaben maßgeblich zu reduzieren. Im Fall eines russischen Lieferstopps droht zudem eine Versorgungslücke, so dass der Gasverbrauch deutschlandweit um etwa 25 Prozent sinken müsste – mit den entsprechenden Konsequenzen für die Wirtschaft und Verbraucher. Doch selbst ein schrittweiser Abschied von russischen Energieträgern bis 2035 und der Bezug von Flüssiggas (LNG) aus anderen Regionen wäre mit Preissteigerungen verbunden. 

Energieversorger stehen vor einschneidenden Veränderungen

Im Fall einer raschen Reduzierung der Gaslieferungen steht der Energieversorgungsbranche eine Konsolidierung bevor. Aber auch sonst wird es Aufgabe der Energieversorger sein, sich neu zu positionieren. Sie werden Maßnahmen ergreifen müssen, um in diesen herausfordernden Zeiten eine gemeinschaftliche Basis mit ihren Kunden zu schaffen. Für die Zukunft ist zu klären, mit welchen Produkten und Dienstleistungen man sich aufstellt und wie das Geschäftsmodell insgesamt zu bewerten ist. Hierbei spielen Wertschöpfungsstufen jenseits des Vertriebes und insbesondere das Netz eine zentrale Rolle. Zielgerichtete Digitalisierungsmaßnahmen, eine optimierte Energiebeschaffung sowie ein fokussiertes Risikomanagement sind dabei wesentliche Aspekte, um den Herausforderungen zu begegnen.

Politik muss Wandel der Energieversorgung vorantreiben

Entscheidend wird sein, wie sehr Haushalte und Unternehmen künftig auf erneuerbare Energien setzen, um den Preisanstieg zu dämpfen. Dies schließt die Beschleunigung von Effizienzmaßnahmen und einen systematischen Umbau des deutschen Wärmemarkts mit ein. Die Politik ist gefragt, Härten abzufedern und Anreize für mehr Energieeffizienz und den Umbau in Richtung der Erneuerbaren und Wasserstoff zu forcieren. Eine gezielte Förderung von Windenergie, Photovoltaikanlagen, Mikro-KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung), Wärmepumpen sowie Batteriespeicher sind einige der geeigneten Maßnahmen. Branchen wie die Stahl- oder Chemieindustrie, die Gas in der Produktion benötigen, lassen sich durch Umlagen stützen.

Im Anschluss finden Sie die zentralen Ergebnisse der Studie „Energiesouveränität: Der Preis der Unabhängigkeit“ zum Download.