// . //  Publikationen //  Zukunft der Automobilzulieferer

Der Automobilsektor erlebt derzeit einen grundlegendenden Umbruch. Regulatoren fordern sowohl für Produkte wie auch in der Wertschöpfungskette „Net-Zero Emissions“-Lösungen und sanktionieren zunehmend bei Nichteinhaltung. Daneben befinden sich Automobilhersteller und Zulieferer in einem umfassenden Transformationsprozess, der ihre Innovationskraft vor große Herausforderungen stellt und massive Investitionen erfordert. 

Darüber hinaus leidet der Sektor unter den Auswirkungen der jüngsten globalen Ereignisse, COVID-19, Inflation und Krieg in der Ukraine.

Abbildung 1: Europa und Asien sind vom Krieg in der Ukraine und den Spätfolgen von Covid-19 besonders betroffen

Im Ergebnis ist die Automobilindustrie mit deutlich gestiegenen Kosten sowie Engpässen und Störungen in bisher nie dagewesenem Umfang konfrontiert, die zu hohen und schwer planbaren Schwankungsbreiten in der Logistik führen. Gleichzeitig geht – bedingt durch Rezessionen und Änderungen der Regulierung – die Nachfrage zurück. Dies hat bereits deutliche Spuren in der Finanzlage einzelner Unternehmen hinterlassen. 

Die Last wird jedoch nicht gleichmäßig von allen Akteuren getragen. Während sich die Gewinnspannen der Automobilhersteller seit 2020 erholt haben und wieder auf frühere Rekordwerte von rund 8% gestiegen sind, liegen die Gewinnspannen der Automobilzulieferer bei nur zwei Dritteln ihres historischen Niveaus, d. h. bei etwas mehr als 50% der Gewinnspannen der Automobilhersteller (siehe Abbildung 2). Ein Anstieg der Kosten im Jahr 2022 hat den Druck auf die Finanzlage der Zulieferer weiter erhöht. Dies könnte für den gesamten Sektor zu Problemen führen, denn derzeit kann kein Fahrzeug ohne die wichtige Wertschöpfung bei Zulieferern gebaut werden.

Abbildung 2: Seit der Pandemie sind die Margen der Automobilhersteller gestiegen, während die Margen der Zulieferer wieder unter Druck geraten sind
Quelle: Oliver Wyman Analyse, data provided by S&P Global Market Intelligence

Strategische Optionen zur Bewältigung der KriseWir haben uns die Agenda der wichtigsten Interessengruppen - Regulatoren, Automobilhersteller, Banken/Investoren und die Zulieferer selbst – genauer angeschaut und ziehen folgende Schlüsse: 

  • Interessenkonflikte zwischen den betroffenen Stakeholdern (Zulieferer, Automobilhersteller, Banken/Investoren, Regulatoren) bleiben noch lange treibende Kraft
  • Finanzielle Schwierigkeiten und die Kosten für erforderliche Innovationen werden eine (weitere) deutliche Konsolidierung der Zuliefererlandschaft vorantreiben
  • Starke Automobilzulieferer werden einen vollständigen Ausstieg aus der Automobilindustrie in Erwägung ziehen, während finanziell angeschlagene Automobilzulieferer zunehmend mit dem Risiko einer (geordneten) Insolvenz konfrontiert sind
  • Zulieferer mit einem Schwerpunkt bei Verbrennungsmotoren haben nur noch wenige strategische Optionen und müssen schnell handeln.

Wir erwarten, dass der derzeit holprige Weg der Automobilzulieferer noch einige Zeit andauern wird. Der Ausblick kann jedoch erheblich verbessert und der Sektor auf dem richtigen Weg gehalten werden, wenn Hersteller, Zulieferer, Banken und Regulatoren zusammenarbeiten, um innovative Wege zur Erreichung ihrer gemeinsamen Ziele zu finden.