Wie die Bahn für Geschäftsreisende zum Transportmittel der Wahl wird
7. Dezember 2019
Berlin, 7. Dezember 2019 – Nicht nur finanzielle Anreize können Geschäftsreisende auf innerdeutschen Verbindungen auf die Schiene bringen. Eine Studie von Oliver Wyman zeigt: Anbindung des Zielorts, Pünktlichkeit und Gesamtreisedauer sind bei der Entscheidung für ein Transportmittel ähnlich wichtig wie der Preis. Gelingt es der Bahn, zuverlässige, schnelle und komfortable Verbindungen bereitzustellen, kann sie ihre Wettbewerbsposition aus eigener Kraft deutlich verbessern und zu einer erfolgreichen Verkehrswende im innerdeutschen Fernverkehr beitragen.
Um die Schiene zu stärken, will die Bundesregierung umfassend in deren Modernisierung, Digitalisierung und Elektrifizierung investieren. Die positiven Auswirkungen werden erst in etwa fünf bis zehn Jahren spürbar sein und Züge zuverlässiger und schneller von A nach B kommen lassen. In der kurzen Frist sollen steuerliche Anreize wie die Senkung der Mehrwert-steuer auf Bahntickets und die Erhöhung der Luftverkehrssteuer vor allem Flugreisende zum Umstieg auf die Bahn bewegen und den innerdeutschen CO2-Ausstoß verringern. 65 Prozent der Flugreisenden im innerdeutschen Flugverkehr sind Geschäftsleute. Doch reichen finanzielle Anreize allein aus, um die Bahn für Geschäftsreisende zum Transportmittel der Wahl zu machen? Eine aktuelle Studie der Strategieberatung Oliver Wyman lässt Zweifel aufkommen.
Preis nur einer von mehreren Entscheidungsfaktoren
Im Rahmen der Studie wurden 1.000 Geschäftsreisende zu ihren Reisepräferenzen befragt. Die Ergebnisse zeigen: Nicht nur der Preis beeinflusst die Wahl des Transportmittels. Erreichbarkeit des Zielorts, Pünktlichkeit und Gesamtreisedauer werden von den befragten Geschäftsreisenden ebenfalls als kritische Entscheidungsfaktoren genannt. Ökologische Nachhaltigkeit sowie Zusatzdienste wie gastronomischer Service spielen bei der Entscheidungsfindung hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
„Der Preis ist gerade für Geschäftsreisende nicht das einzige Entscheidungskriterium“, sagt Joris D’Incà, Partner bei Oliver Wyman. „Sie können vielmehr durch schnelle, zuverlässige Verbindungen vom Bahnfahren überzeugt werden.“ Das unterstreichen die Befragungs-ergebnisse: Verbessert die Bahn ihr Angebot hinsichtlich Fahrtdauer und Zusatzservices deutlich, steigt die Kaufwahrscheinlichkeit gegenüber einem Flugticket bei gleichem Preis um bis zu 27 Prozentpunkte. Bleiben Fahrtdauer und Zusatzservices gleich und es wird lediglich der Preis verringert, steigt die Kaufwahrscheinlichkeit nur um 7 bis14 Prozentpunkte.
In vielen Regionen sind Inlandsflüge heute alternativlos
Eine Analyse der Wettbewerbsfähigkeit der Schiene gegenüber Inlandsflügen auf Basis von Flug- und Fahrplandaten zeigt, dass die Bahn aktuell auf gut einem Viertel der Strecken eine schnellere oder gleich schnelle Tür-zu-Tür-Reisezeit wie das Flugzeug bietet. Einige Regionen sind jedoch heute nur mit dem Flugzeug zeitlich effizient an wichtige wirtschaftliche Zentren wie Berlin, Hamburg oder München angebunden. Dazu gehören etwa Westfalen, das Saarland und die Pfalz sowie die Nord- und Ostseeküste.
„Geschäftsreisende in etlichen Regionen sind heute auf das Flugzeug als Transportmittel angewiesen, da auf der Schiene noch keine entsprechend schnellen Verbindungen zur Verfügung stehen“, sagt Max-Alexander Borreck, Principal bei Oliver Wyman. „Viele Geschäftsreisende würden gerne häufiger die Bahn nutzen, sind aber oft nicht bereit, eine zusätzliche Nacht im Hotel zu verbringen, wenn es eine Flugverbindung gibt, die sie noch am Abend nach Hause bringt.“
Anbindung, Pünktlichkeit und Flexibilität erhöhen
Die Autoren der Studie nennen eine Verdichtung des Fahrplans durch zusätzliche Züge, die Anbindung peripherer Regionen an wirtschaftliche Zentren via „Hub-Shuttles“ sowie den Ausbau schneller Direktverkehre ohne Zwischenhalte als wichtige Bausteine, um die Attraktivität der Bahn zu erhöhen.
Zudem empfehle sich eine verstärkte Kooperation zwischen Flug- und Bahngesellschaften, etwa indem Zubringerverkehre auf der Schiene konsequent geprüft werden und ein integriertes Geschäftskundenerlebnis entwickelt wird. Dieses könne gemeinsame Bonusprogramme, gegenseitig verfügbare Vielreiserlounges und kombinierbare Tarife für Hinflug und Rückfahrt umfassen.
„Nur wenn kurzfristig adressierbare Veränderungen im Bahn-Angebot und in der Zusammenarbeit von Bahn- und Fluggesellschaften vorgenommen werden, kann die Verkehrswende im innerdeutschen Fernverkehr erfolgreich sein“, sagt Borreck.
Über die Studie
Im Rahmen der Studie hat Oliver Wyman im Oktober 2019 über 1.000 Geschäftsreisende in Deutschland zu ihren Reisepräferenzen befragt. Zudem wurden 81 innerdeutsche Städte-verbindungen hinsichtlich der Wettbewerbsfähigkeit von Flugzeug und Bahn ausgewertet.
Pressekontakt
Maike Wiehmeier
Communications Manager DACH, Oliver Wyman
Oliver Wyman
Tel. +49 89 939 49 464
Mobil +49 175 2905074
maike.wiehmeier@oliverwyman.com
ÜBER OLIVER WYMAN
Oliver Wyman ist eine international führende Strategieberatung mit weltweit über 5.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in rund 30 Ländern. Wir verbinden ausgeprägte Branchenexpertise mit hoher Methodenkompetenz bei Digitalisierung, Strategieentwicklung, Risikomanagement, Operations und Transformation. Wir schaffen einen Mehrwert für den Kunden, der seine Investitionen um ein Vielfaches übertrifft. Wir sind eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC). Unsere Finanzstärke ist die Basis für Stabilität, Wachstum und Innovationskraft. Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de. Folgen Sie Oliver Wyman auf Twitter @OliverWyman.