Geldsegen für Mobilitäts-Start-ups

München, 13. Juni 2019 – Mehr Kapital für ausgewählte Newcomer: Das Geschäft mit Mobilitäts-Start-ups gewinnt an Reife, die Einsätze der Investoren steigen. Zu diesem Ergebnis kommt die Analyse „Klasse statt Masse: Gründer-Finanzierung im Automotive Sektor“ der Strategieberatung Oliver Wyman. Zu beobachten ist ein eine stärkere Selektion als bisher: Während von 2015 bis 2018 die Zahl der Firmen in der Branche, die Risikokapital erhielten, weltweit nur noch leicht anstieg, verdoppelte sich das Volumen der Investitionen auf 27,5 Milliarden US-Dollar. Vor allem Gründer in den USA und China profitieren vom aktuellen Finanzierungsboom. Die meisten Mittel fließen an junge Mobilitätsdienstleister, die typischerweise in Amerika sitzen. In China holen derweil Spezialisten für alternative Antriebe auf. Europa fährt trotz wachsender Bemühungen in fast allen Innovationsfeldern hinterher.

Es ist das Rennen um die Mobilität der Zukunft – und die Kapitalspritzen werden immer größer: 39 Millionen US-Dollar kassierte ein durchschnittliches Automotive-Start-up im Jahr 2018 pro Finanzierungsrunde. Das war fast doppelt so viel wie 2015, als der Mittelwert bei 22 Millionen US-Dollar lag. Zeitgleich wuchs die Zahl der begünstigten Newcomer deutlich langsamer: Nur zwölf Prozent mehr Finanzierungsrunden gab es 2018 im Vergleich zu 2015. Die Risikokapitalgeber zeigten sich zwar großzügiger, aber auch wählerischer, sagt Oliver Wyman-Partner Matthias Bentenrieder: „Die Zeiten, in denen selbst die gewagtesten Konzepte finanziert wurden, sind vorbei. Der Markt ist inzwischen sehr reif, und die Geschäftsmodelle müssen gut sein.“

Als besonders attraktiv für Investoren erweisen sich Gründer in Nordamerika und Asien. „Es sind die wichtigsten Zentren“, erläutert Andreas Nienhaus, Principal bei Oliver Wyman. „Und hier stehen auch die meisten Mittel bereit.“ Insgesamt wurden 27,5 Milliarden US-Dollar Risikokapital 2018 im globalen Mobilitätssektor verteilt. Unter den Top-30-Finanzierungen entfielen 15 auf chinesische Start-ups, die USA kamen auf 12. „China gewinnt deutlich an Dynamik, wir werden eine weitere Erhöhung des Investitionsvolumens in dieser Region sehen“, sagt Nienhaus. „Der reifste Markt befindet sich hingegen in den USA, dort wird es weiter einen Finanzierungswettlauf geben.“ Zwar könnten sich auch Start-up-Hubs in Berlin oder London zunehmend etablieren. „Dennoch droht Europa in Sachen Mobilitätsgründungen abgehängt zu werden“, so Nienhaus.

China macht Tempo bei E-Autos

Die größten Profiteure des Finanzierungsbooms sind bislang Mobilitätsdienstleister wie Uber und Lyft. Seit dem Jahr 2000 konnten sie in den fünf höchsten Finanzierungsrunden dieses Segments zusammen 62 Milliarden US-Dollar akquirieren. „Mobilitätsdienstleister ziehen noch immer die meisten Mittel an“, sagt Matthias Bentenrieder. „Aber das Segment alternative Antriebe holt auf. In China entsteht ein E-Auto-Cluster.“ Beträchtliches Risikokapital lockten etwa der junge chinesische E-Autohersteller Nio, aber auch der kalifornische Spezialist für Ladeinfrastruktur ChargePoint an. Sechs Milliarden US-Dollar brachten die Top-5-Finanzierungen bei alternativen Antrieben der vergangenen Jahre bislang ein – auf dem gleichen Niveau liegen autonome Fahrzeuge sowie der Bereich Sales und Aftersales.

Die höchste Risikokapital-Zufuhr sicherte sich 2018 das GM-Tochterunternehmen Cruise aus San Francisco: Der Spezialist für Roboterautos sammelte 3,4 Milliarden US-Dollar ein. „Auch andere Anbieter für autonomes Fahren holen rasch auf“, sagt Andreas Nienhaus. In China erhielt die Frachtbörse Manbang die höchste Finanzierung mit umgerechnet 1,9 Milliarden US-Dollar. In Deutschland lag die Gebrauchtwagenplattform Auto1 mit einer Investition von 460 Millionen Euro durch den japanischen Investor Softbank an der Spitze.

Investoren treiben die Preise

Geldgeber sind laut Analyse bereit, die jungen Unternehmen nicht nur kräftiger, sondern auch mit längerem Atem zu finanzieren. Sie übernehmen so mehr Risiken. „Zugleich haben sie die Akquisitionspreise massiv in die Höhe getrieben“, sagt Bentenrieder. Zurückhaltung in Sachen Risikoinvestitionen konstatieren die Oliver Wyman-Berater dagegen bei den klassischen Autoherstellern (OEMs).

Eine größere Übernahmewelle durch Automobilbauer und Zulieferer erwarten die Oliver Wyman-Experten im Bereich des autonomen Fahrens. Start-ups würden sich etwa besonders auf das Segment „Shared Mobility-Dienste“ konzentrieren, erläutert Bentenrieder. „Das spiegelt den intensiven Kampf um die Besetzung der Kundenschnittstelle innerhalb der Mobilitätslieferkette wider.“ Partnerschaften mit Start-ups sieht der Berater als unverzichtbar an. „Allerdings ist noch nicht abzusehen, wie technische Lösungen final aussehen werden. Die Automobilbauer sollten nicht zu stark auf nur einen Player setzen, sondern sich breit aufstellen – es könnte noch Überraschungen geben.“

Pressekontakt

Maike Wiehmeier
Communications Manager DACH
Oliver Wyman
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maike.wiehmeier@oliverwyman.com

 

 

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