Paketdienstleister werden zum Impulsgeber für Green Shopping
16. September 2019
• Zwei von drei Online-Käufern in Deutschland beachten die Umweltauswirkungen ihrer Bestellung mittlerweile zumindest gelegentlich
• Jeder Zweite wäre bereit, für die Umwelt auf ein Stück Bequemlichkeit zu verzichten
• Mit Paketstationen, Shops und mehr können Logistiker diesen Kundenerwartungen entsprechen und zugleich dringend erforderliche Einsparungen realisieren
München, 16. September 2019 – Deutschlands Konsumenten beginnen, das Geschäftsmodell des Online-Handels mit seinen aufwändigen Verpackungen, kostenlosen Haustürzustellungen und unzähligen Retouren zu hinterfragen. Doch nur 10 Prozent der Online-Shopper sind bereit, für eine umweltfreundlichere Lieferung auch mehr zu bezahlen. Das zeigt eine aktuelle Oliver Wyman Umfrage unter 1000 Endverbrauchern. Wesentlich größer ist die Bereitschaft, gebündelte Bestellungen zu erhalten, längere Lieferzeiten in Kauf zu nehmen und seine Pakete in einer Station abzuholen. Da E-Commerce-Anbieter diese Themen bislang nicht forcieren, können sich Paketdienstleister darüber differenzieren – und zugleich ihre Kosten reduzieren.
Rund 6.600 Pakete werden in Deutschland jede Minute ausgeliefert, pro Jahr summiert sich diese Zahl auf 3,5 Milliarden – Tendenz stark steigend. Doch in Zeiten wachsenden Umweltbewusstseins beginnen Deutschlands Konsumenten, ihr Bestellverhalten auf den Prüfstand zu stellen. In einer Umfrage der Strategieberatung Oliver Wyman erklärten 64 Prozent, dass sie mittlerweile die Auswirkungen ihrer Online-Einkäufe auf die Umwelt zumindest gelegentlich beachten. Auf die Frage nach möglichen Verbesserungen verwiesen diese Verbraucher vor allem auf die Verpackungen und den Lieferservice. Nur 14 Prozent halten eine Preiserhöhung für eine angemessene Maßnahme.
Michael Lierow, Logistik-Experte und Partner bei Oliver Wyman erklärt: „Die Online-Händler und mehr noch die Paketdienstleister stecken in einer Zwickmühle.“ Das Umweltbewusstsein wachse und damit auch die Kritik an nicht-wiederverwertbaren Verpackungen, der Vernichtung zurückgesandter Produkte sowie den in zweiter Reihe parkenden Lieferfahrzeugen. Doch die Zahlungsbereitschaft bleibe gering. Lierow ist überzeugt: „Wer ohne zusätzliche Kosten die Umwelt schont, erarbeitet sich einen spürbaren Wettbewerbsvorteil.“
Zustellkosten könnten sich bis 2028 nahezu verdoppeln
Die neue Oliver Wyman-Umfrage offenbart nun eine solche Möglichkeit für Paketdienstleister. Denn immerhin jeder zweite Online-Käufer würde zu Gunsten der Umwelt auf ein Stück seiner Bequemlichkeit verzichten. Konkret haben 71 Prozent davon keine Einwände gegen die Bündelung von Einzelbestellungen, 49 Prozent würden Paketstationen und Shops nutzen und 46 Prozent längere Lieferzeiten in Kauf nehmen. Lediglich 10 Prozent aller Online-Käufer wären bereit, einen Aufpreis zu bezahlen, um die Umweltauswirkungen Ihrer Online-Einkäufe zu begrenzen. Cornelius Herzog, Oliver Wyman Principal in der Praxisgruppe Logistik, erklärt: „Die Umfrageergebnisse sind eine Steilvorlage für Paketdienstleister.“ Denn der Kostendruck in der Branche sei immens. Nach Berechnungen von Oliver Wyman könnten sich die Zustellkosten pro Paket insbesondere aufgrund steigender Personalkosten bis 2028 fast verdoppeln.
Herzog ist sich sicher: „Angesichts des Kostendrucks wird die kostenlose Haustürlieferung samt mehrerer Zustellversuche schon in wenigen Jahren zum Luxusgut.“ Nun böte sich den Logistikern eine einmalige Gelegenheit, eine unausweichliche Entwicklung zu ihrem Vorteil umzumünzen und das prognostizierte Wachstum beim Paketversand nicht zu gefährden; bis 2028 wird sich die Zahl der auszuliefernden Pakete nach Prognosen von Oliver Wyman noch einmal fast verdreifachen.
Zwar stellen sich auch E-Commerce-Anbieter auf das wachsende Umweltbewusstsein ein; erste Versuche mit wiederverwertbaren Verpackungen sowie klimaneutralem Versand laufen. Doch Oliver Wyman Berater Lierow beobachtet: „Die Online-Händler sind bislang bei Green Shopping vergleichsweise langsam unterwegs. Die Paketdienstleister können hier vorlegen.“ Wichtig sei es in diesem Zusammenhang, den Kunden mehrere Möglichkeiten anzubieten und sie mit Blick auf die verbesserte Umweltbilanz entscheiden zu lassen, ob sie lieber einen Tag länger auf ein Paket warten oder dies selber abholen.
Eine Win-Win-Win-Situation für alle Beteiligten
„Die Paketdienstleister können zum Impulsgeber für Green Shopping werden“, erklärt Herzog. Natürlich seien sie dazu auf die Unterstützung des Online-Handels und der Verbraucher angewiesen. Er verweist auf die zum Teil überdimensionierten Verpackungen und die hohen Retourenquoten. Doch die Chancen für einen Erfolg stünden nicht schlecht. „Wenn sie es richtig anpacken, schaffen die Paketdienstleister eine Win-Win-Win-Situation: Die Kunden schonen mit ihrem Handeln die Umwelt, die Online-Händler profitieren von geringeren Kosten für Verpackungen und Retouren und sie selbst können deutlich effizienter ausliefern. So eine Chance dürfen sich die Paketdienstleister nicht entgehen lassen.“
Über die Analyse
Für die Analyse hat Oliver Wyman im August 2019 über 1000 Konsumenten in Deutschland zu ihrem Online-Shopping Verhalten befragt.
Pressekontakt
Katryna Nolan
Communications Coordinator DACH
Oliver Wyman
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