Grüne Welle für Mobility Start-ups: Investoren setzen auf nachhaltige Mobilität

München – Mobility Start-ups ergänzen das Angebot der klassischen Mobilitäts­anbieter und machen ihnen gleichzeitig immer mehr Konkurrenz. Sie zogen in den letzten fünf Jahren im Durch­schnitt nahezu jedes Jahr 37 Milliarden US-Dollar an Investmentkapital weltweit an sich – insgesamt
183 Milliarden Dollar. Die Anzahl an Mega-Finanzierungsrunden mit jeweils über 100 Millionen Dollar hat sich 2020 in Europa auf zwölf verdoppelt. Insbesondere Start-ups im Bereich nachhaltige Mobilität gewinnen immer mehr an Bedeutung und konnten Kapitalgeber mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 15 Milliarden Dollar überzeugen. Das zeigt der aktuelle „Mobility Start-up Radar” der Strategieberatung Oliver Wyman, der jährlich die Top 40 Newcomer im Mobilitätsmarkt analysiert.

Mehr Individualverkehr mit dem eigenen Pkw oder Fahrrad, leere Busse und Bahnen im ÖPNV und
ein deutlich geringeres Weg­e­aufkommen – so sah vielerorts die Mobilität in Deutschland in den vergangenen Monaten aus. Während sich diese zuletzt wieder stark dem Vorkrisenniveau angenähert hat, zeigt sich auch das Vertrauen der Geldgeber in Mobilitäts-Start-ups stabil. Laut Oliver Wyman-Studie sind die Investitionen in Mobilitätsgründungen 2020 weltweit im Vergleich zum Vorjahr sogar um fünf Prozent auf 37,5 Milliarden US-Dollar gewachsen. „Das Mobilitätsverhalten ändert sich fundamen­tal und für viele nachhaltig. Dies hat Auswirkungen auf die Attraktivität einzelner Geschäftsmodelle und das Investitionsverhalten”, sagt Andreas Nienhaus, Partner und Mobilitätsexperte bei Oliver Wyman.

Hersteller von Elektroautos bei Wagnisfinanzierung vorn

Ungebrochen ist vor allem der Trend zu nachhaltiger Mobilität. Kapitalgeber investierten hier im vergangenen Jahr etwa 15 Milliarden Dollar in junge Unternehmen. Die höchsten Investitionen konnten „Green Vehicle”-Start-ups rund um E-Mobilität einnehmen – weltweit 34 Milliarden US-Dollar in den letzten fünf Jahren, davon allein über 11 Milliarden in 2020 und damit mehr als 25 Prozent gegen­über dem Vorjahr. Den Löwenanteil daran hatten Fundings US-amerikanischer und chinesischer Start-ups für Elektro­autos. Auch die Entwicklungen in Richtung Online Retail haben sich im Zuge der Pandemie weiter bestärkt, wie die enormen Mittelzuflüsse von 2,6 Milliarden US-Dollar belegen. Besonders Online Car Retailer im Gebrauchtwagenmarkt, die 80 Prozent dieser Fundings erzielten, zählen zu den klaren Gewinnern der Krise. Ein Beispiel für die hohe Dynamik im Markt ist die jüngste Übernahme des Auto-Abo-Start-ups Cluno durch den britischen Online-Gebrauchtwagenhändler Cazoo.

Ein anderes Bild zeichnet sich hingegen für Mobilitätsdienste. Nach dem Hype um Mikromobilitäts­anbieter wie VOI (Schweden) oder Hello TransTech (China) in 2017 mit einem Investitionsvolumen
von 29,1 Milliarden US-Dollar gingen die Finanzierungen seither kontinuierlich zurück, auf zuletzt
8,3 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr. „Nach Jahren der Euphorie kommt es jetzt darauf an, nach­haltig profitabel zu werden, was bis jetzt nur wenige unter Beweis stellen können”, erklärt Nienhaus.

 

Europa hat das Potenzial zum künftigen Start-up-Hub für Mobilitätslösungen

Beim Funding von Mobilitäts-Start-ups haben sich drei geographische Schwerpunkte herausgebildet: Nordamerika mit den USA (15,6 Milliarden Dollar), Asien mit einem dominanten China (8 Milliarden Dollar) sowie weit abgeschlagen Indien, Japan, Korea und Thailand mit jeweils höchstens 0,5 Milliarden Dollar. Eine Ausnahme ist Singapur mit frischem Wachstumskapital von immerhin 1,3 Milliarden (2020). Europa kommt auf ein Gesamtmittelaufkommen von immerhin 5 Milliarden Dollar: davon entfallen
1,9 Milliarden auf deutsche Mobility Start-ups, gefolgt von Großbritannien mit 1,4 Milliarden sowie Estland, Ungarn, Schweden und Spanien mit jeweils deutlich unter 0,5 Milliarden Dollar. 

„Für ein hohes Potenzial an Mobility Funding in Europa spricht nicht nur die beobachtete Zunahme von Mega-Finanzierungsrunden mit jeweils mehr als 100 Millionen Dollar Volumen, sondern auch die steigende Wettbewerbsfähigkeit europäischer, speziell deutscher Start-ups, die von kommunalen Rahmensetzungen für nachhaltige Mobilität profitieren“, erläutert Steffen Rilling, Engagement Manager bei Oliver Wyman.

Mobilitätsideen „made in Germany“

2020 gab es in Europa doppelt so viele Mega-Finanzierungs-Runden wie im Vorjahr: Acht Start-ups sammelten in zwölf Runden umgerechnet 2,4 Milliarden Dollar ein. Die Berater sehen Europa daher bei E-Mobilitätslösungen, Mobilitätsdienst­leistungen und auch im Online-Autohandel perspektivisch in die Spitzengruppe aufschließend. Bemerkenswert ist, dass mit Auto1, Lilium und TIER drei deutsche Start-ups bei den Megarounds vertreten sind. Im Markt ist Bewegung; durch Covid-19 veränderte Mobilitäts­muster werden neue Geschäftsmodelle zusätzlich stützen. Insbesondere gegenüber den USA hat Europa aufgeholt. „Europa ist als Start-up-Standort heute wesentlich wettbewerbsfähiger als noch vor einigen Jahren”, beobachtet Rilling. Dafür sind vor allem zwei Gründe ausschlaggebend:

Zum einen geht es um die Verfügbarkeit von Fachkräften: In den Schwerpunkt­regionen der USA sind die Gehälter von IT-Spezialisten in den letzten Jahren rasant gestiegen; und aufgrund strenger Regularien wird es immer schwieriger, Fachkräfte aus dem Ausland anzu­werben. Gleichzeitig ist in Europa der Talentpool an Spezialisten gewachsen. Zum anderen spielt der Zugang zu Wachstumskapital eine wichtige Rolle: In Europa wird heute deutlich mehr in Start-ups investiert als noch vor einigen Jahren; zudem investieren auch US Venture Capitalists vermehrt in Europa.

Über die Analyse

Der „Mobility Start-up Radar“ von Oliver Wyman analysiert jährlich 5.000 Start-ups weltweit in den Innovations­sektoren Mobilitätsdienste, „Green Vehicles“, autonomes und vernetztes Fahren sowie Sales und Aftersales.

Über Oliver Wyman

Oliver Wyman ist eine international führende Strategieberatung mit weltweit über 5.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in 60 Büros in 29 Ländern. Wir verbinden ausgeprägte Branchenexpertise mit hoher Methoden­kompetenz bei Digitalisierung, Strategieentwicklung, Risikomanagement, Operations und Transformation. Wir schaffen einen Mehrwert für den Kunden, der seine Investitionen um ein Vielfaches übertrifft. Oliver Wyman ist ein Unternehmen von Marsh McLennan (NYSE: MMC). Unsere Finanzstärke ist die Basis für Stabilität, Wachstum und Innovationskraft. Weitere Informationen finden Sie unter www.oliverwyman.de. Folgen Sie Oliver Wyman auf LinkedIn, Twitter, Facebook und Instagram.

Grüne Welle für Mobility Start-ups: Investoren setzen auf nachhaltige Mobilität


DOWNLOAD PDF