Infotainment ebnet Autoherstellern den Weg zu neuen Geschäftsmodellen mit einem Potenzial von 14 Milliarden US-Dollar in 2030

München – Eine neue Studie der internationalen Strategieberatung Oliver Wyman, einem Unternehmen von Marsh McLennan, offenbart eine hohe Zahlungsbereitschaft für Infotainment-Angebote in Autos. Den Herstellern (OEM) eröffnet sich damit ein wachstumsstarker Markt sowie die Gelegenheit, zusätzliche wiederkehrende Umsatzströme über den reinen Fahrzeugverkauf hinaus zu erschließen. Dabei stehen die Unternehmen jedoch unter Druck. Denn ein beträchtlicher Teil der Befragten in Deutschland sowie in China und den Vereinigten Staaten liebäugelt mit einem Wechsel der Automarke, wenn die Konkurrenz bessere Infotainment-Angebote bereitstellt.

Dynamisches Wachstum

Der Markt für Infotainment-Lösungen im Automotive-Sektor entwickelt sich laut Analyse von Oliver Wyman dynamisch. Die Experten prognostizieren bis 2030 ein weltweites Marktwachstum von durchschnittlich zehn Prozent jährlich auf 14 Milliarden US-Dollar – das entspricht einem Plus von insgesamt fünf Milliarden US-Dollar im Vergleich zu 2025. Das Spektrum reicht von Navigationsdiensten über technische Fahrzeug-Upgrades und -Diagnosen sowie Telematik bis hin zu Lösungen für das mobile Büro und Unterhaltungsangebote. Nicht berücksichtigt in der Studie sind Anwendungen für autonomes Fahren, die ein gleichermaßen attraktives und hohes Umsatzpotenzial bergen.

Etwa 40 Prozent der mehr als 1000 Befragten deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher bekundeten Bereitschaft, auf eine andere Marke als die bislang bevorzugte umzusteigen, wenn damit ein attraktiveres Infotainment-Paket zur Verfügung steht. In Deutschland liegt der Anteil der Wechselwilligen mit 33 Prozent unter dem Durchschnitt. Am höchsten ist der Anteil in China mit 58 Prozent, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit 44 Prozent. Dass zumindest eine Infotainment-Anwendung im Auto verfügbar ist, bewertet knapp die Hälfte aller Befragten (48 Prozent) als wichtig. Die Hälfte erklärt Bereitschaft, für ein solches Feature zu bezahlen.

Deutschland bei Zahlungsbereitschaft im Mittelfeld

Die potenziellen Ausgaben für Infotainment-Abonnements sind laut Befragung in Deutschland mit 43 US-Dollar pro Monat höher als in den USA mit knapp 41 US-Dollar. Auch hier ist China führend mit rund 47 US-Dollar monatlich. Über die drei Länder hinweg zeigen die Gen Z (bis 29 Jahre) und die Millennials (30 bis 44 Jahre) die höchste Zahlungsbereitschaft mit jeweils 45 US-Dollar pro Monat. Bei der Gen X (45 bis 60 Jahre) liegt diese mit 38 US-Dollar deutlich niedriger. Boomer (61 bis 79 Jahre) würden nur 30 US-Dollar im Monat ausgeben. Am stärksten gefragt sind Navigations-Dienste, Upgrades für das Fahrzeug sowie Assistenz-Dienste wie Pannenhilfe und automatische Unfallmeldungen.

Fünf Technologie-Felder innerhalb des sogenannten Technology Stack sind relevant für den Aufbau von Infotainment-Angeboten: von der Mensch-Maschine-Interaktion (HMI Layer) über Anwendungen (Application Layer) bis hin zu Middleware, Betriebssystem (OS) und Hardware. Automobilhersteller stehen laut Studie vor der Entscheidung, ob sie entsprechende technische Lösungen und Angebote selbst entwickeln oder mit IT- sowie Unterhaltungs-Spezialisten zusammenarbeiten, die einzelne oder auch übergreifend mehrere Felder bedienen.

Andreas Nienhaus, Partner Automotive and Mobility, und Teil des Private Capital Teams bei Oliver Wyman: „Die weltweit führenden Automobilhersteller messen Infotainment und entsprechenden digitalen Services eine hohe Bedeutung zu – dies steht ganz oben auf deren Agenda. Das spiegelt sich in einer Vielzahl von eigenen Initiativen sowie neuen Partnerschaften wider, um entsprechende Technologien und Angebote in die Fahrzeuge zu integrieren. Das Leitbild ist das Software-defined Vehicle (SDV), quasi ein Computer auf Rädern. Ein entschlossenes Handeln der Automobilhersteller bei der eigenen Entwicklung, der Partnersuche und schließlich der Vermarktung von Infotainment-Lösungen könnte das Umsatzwachstum in den nächsten Jahren sogar noch beschleunigen. Ein Zögern erhöht die Gefahr ausgebremst und von der Konkurrenz – insbesondere aus China – überholt zu werden.“

Jonas Junk, Engagement Manager mit Fokus Automotive und New Mobility bei Oliver Wyman: „Gen Z und Millennials zeigen dank ihrer insgesamt höheren Technik-Affinität auch eine größere Offenheit für Infotainment im Auto. Sie sind damit eine zentrale Zielgruppe für die Automobilhersteller beim Übergang von einmaligen Verkaufsumsätzen hin zu regelmäßigen Erlösmodellen über den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge hinweg. Infotainment eröffnet die Chance, Kunden innerhalb eines neuen Ökosystems zu binden. Ein Innovationstreiber auf der technischen Seite ist die Entwicklung der Hardware hin zu zentralem Computing. Dies verringert die Komplexität für die OEMS, erleichtert strategische Partnerschaften mit Big-Tech-Konzernen sowie disruptiven Start-ups. Auch Investoren etwa aus dem Private-Equity-Sektor eröffnen sich neue Chancen.“

 

Über die Studie

Die Studie “Digital Aftersales: The revenue engine inside the vehicle” basiert auf den Antworten von mehr als 2.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern: ca. 1.000 aus Deutschland und jeweils ca. 500 in China und den USA. Die Befragung wurde im Zeitraum Mitte August bis Mitte September 2025 online durchgeführt.

 

Über Oliver Wyman

Oliver Wyman, ein Unternehmen von Marsh McLennan (NYSE: MMC), ist eine weltweite Strategieberatung, die fundierte Branchenkenntnisse mit spezialisiertem Fachwissen kombiniert, um Kunden bei der Optimierung ihrer Geschäfte, der Verbesserung ihrer Abläufe und der Steigerung ihrer Leistung zu unterstützen. Marsh McLennan ist weltweit marktführend in den Bereichen Risiko, Strategie und HR und berät mit seinen vier Unternehmen MarshGuy CarpenterMercer und Oliver Wyman Kunden in 130 Ländern. Mit einem Jahresumsatz von 24 Milliarden US-Dollar und mehr als 90.000 Mitarbeitenden bringt Marsh McLennan verschiedene Perspektiven zusammen und unterstützt Kunden dabei, ihre Ziele zu erreichen. Für weitere Informationen besuchen Sie uns auf oliverwyman.com und folgen Sie uns auf LinkedIn und X.

 

Pressekontakt: 

Dr. Davina Lermer-Spitzweg 
T: +49 172 5739 774 
E: davina.lermer-spitzweg@oliverwyman.com  

Digital Aftersales: The Revenue Inside the Vehicle


DOWNLOAD PDF