Petra Scharner-Wolff, CEO der Otto Group: Kontroversen zulassen
Es ist wichtig aus meiner Sicht zu ermutigen, dass einem die Leute das sagen, was sie denken, und dass sie nicht anfangen irgendwas vorher zu filtern oder vielleicht sich nicht mehr trauen, eine Gegenposition zu vertreten, sondern es ist umso wichtiger, sozusagen Kontroversen zuzulassen und auch bewusst zu ermutigen.
Ich wäre immer ein Mensch, der immer wieder eine Brücke baut.
Ich bin mir sehr sicher, dass jetzt der Schritt in die künstliche Intelligenz in Summe den gesamten Retail-Markt schneller und stärker disruptieren wird, als das diese ganze E-Commerce-Transformation gemacht hat, weil die war eigentlich ewig lang.
Ich bin ein sehr zuversichtlicher Mensch und ich glaube, es ist ja auch meine Aufgabe, sozusagen mit Zuversicht in die Zukunft zu führen.
Rainer Münch: Willkommen bei Purpose versus Profit. Ich bin Rainer Münch und ich unterhalte mich hier mit meinen Gästen über die Werteorientierung im Geschäftsleben. Die heutige Folge führt mich nach Hamburg-Bramfeld in die Zentrale der Otto Group, wo ich mich mit Petra Scharner-Wolff unterhalte. Sie ist seit mehr als 25 Jahren bei Otto und nicht nur deshalb habe ich den Eindruck, dass die Mitarbeitenden über Sie sagen könnten „Sie ist eine von uns“. Ihre Bodenständigkeit, Offenheit und Herzlichkeit suchen auf den Vorstandsetagen Deutschlands sicherlich ihresgleichen. Zugleich ist sie aber auch ein Zahlenmensch und in der Sache hart. Und nun viel Spaß mit der heutigen Folge.
Petra Scharner-Wolff ist seit dem 1. März die CEO der Otto Group. Nach dem BWL-Studium in Göttingen war sie zunächst drei Jahre in der Unternehmensberatung tätig, bevor sie 1999 als Konzern-Controllerin bei der Otto Group eingestiegen ist. Es folgten Stationen in der Geschäftsführung der Schwab Gruppe in Hanau, als Otto-Bereichsvorstand für Personalsteuerung und IT und ab 2015 als Konzernvorstand für Finanzen, Controlling und Personal. Parallel zu ihrer CEO-Rolle fungiert sie als Vizepräsidentin des Handelsverband Deutschland HDE. Petra Scharner-Wolff ist verheiratet und Mutter von zwei Kindern. In ihrer Freizeit liest sie gerne, liebt es zu reisen und ist eine leidenschaftliche Sängerin.
Liebe Frau Scharner-Wolff, herzlich willkommen bei Purpose versus Profit.
Petra Scharner-Wolff: Herzlichen Dank für die Einladung.
Rainer Münch: Frau Scharner-Wolff, bevor wir einsteigen, so ein bisschen in den Werdegang, drängt sich bei mir eine Frage auf. Und zwar wie lässt sich die Gesangsleidenschaft verbinden mit der Rolle als CEO?
Petra Scharner-Wolff: Also praktisch etwas schwer, aber natürlich vom Herzen sehr nahe. Ich habe ganz viele Jahre gesungen, ganz viele Jahre im Kirchenchor, eigentlich sozusagen bis ich in den Beruf eingestiegen bin. Und dann wurde das schwieriger, weil Chor lebt davon, dass man sich regelmäßig jede Woche an einem gleichen Abend trifft. Und mein erster Berufsschritt war ja eine Beraterkarriere, da war das natürlich schon völlig vorbei. Und seitdem habe ich sozusagen meine Chorarbeit auf Projektchöre stärker umgestellt. Und ich hatte zwischendurch einen sehr schönen Ausflug. Wir haben bei Otto selber auch einen Chor, da konnte ich das vereinbaren. Und da habe ich mit dem Chor viele Jahre gesungen und da bin ich auch von Kirchenmusik auf Pop und Gospel umgestiegen. Das war auch total bereichernd.
Rainer Münch: Und gibt es aktuell auch noch einen Projektchor? Irgendwas, wo sie gerade proben, oder?
Petra Scharner-Wolff: Mein letztes Projektereignis war sehr, sehr schön. Da war ich mit meinem Sohn singen und da waren wir letztes Jahr über Silvester in einem ganz kleinen Ort in einer Jugendherberge und haben über die, sozusagen, zwischen den Jahren ein Chorprogramm einstudiert, gemeinsam natürlich mit vielen anderen und haben das hinterher aufgeführt. Und das war, können Sie sich vorstellen, wenn man mit seinem eigenen Kind singen geht, natürlich ganz großartig für mich.
Rainer Münch: Ja, klingt toll. Was haben Sie da gesungen?
Petra Scharner-Wolff: Da haben wir überwiegend christliche Musik gesungen und auch so kleinere Kanons und so was. So ein relativ buntes Programm, weil glaube ich vorher auch nicht so richtig klar war, welche Qualität der Chor haben wird und sich der Chorleiter, ein ganz passionierter junger Mann aus den USA, sehr flexibel auf seine Gruppe einstellen musste.
Rainer Münch: Ja, schön. Musik verbindet dann doch immer sehr auch über Generationen hinweg. Das ist wirklich faszinierend.
Petra Scharner-Wolff: Das ist wirklich beeindruckend. Deshalb liebe ich das auch so. Es verbindet über Berufe, über Generationen und es ist einfach ein Schönes, dass man so etwas gemeinsam kreiert, ist einfach schön.
Rainer Münch: Jetzt hatte ich schon angedeutet, ich möchte auch so ein bisschen auf Ihren Werdegang eingehen. Ist ja gar nicht mehr so häufig, dass man erlebt, dass jemand das gesamte oder fast das gesamte Berufsleben bei einer Firma ist und dann dort eben auch zum CEO aufsteigt. In Ihrem Fall nach 26 Jahren. Wie blicken Sie darauf? War die Verbundenheit mit der Otto Gruppe für Sie sehr schnell klar? Oder war das auch hier und da ein bisschen eine Achterbahnfahrt unterwegs?
Petra Scharner-Wolff: Naja, als ich gekommen bin, da habe ich jetzt auch nicht gedacht, dass ich so lange hierbleibe, ja. Aber eine Achterbahnfahrt war es nicht. Aber es war eine Fahrt mit vielen verschiedenen Stationen. Ich habe ja immer wieder die Chance gekriegt, das ist auch einer der Gründe, glaube ich, warum ich so lange hier bin, was Neues zu lernen, was Neues auszuprobieren, mein Aufgabenfeld zu erweitern. Sie haben ja schon meine Stationen so ein bisschen erzählt. Halt auch Hamburg mal zu verlassen, eine Firma zu führen und wieder zurückzukommen. Und das hat das sozusagen bewirkt, dass ich und ich bin natürlich total dankbar und auch natürlich auch ein bisschen stolz, dass ich jetzt auch noch CEO werden durfte, nachdem ich auch vorher so viele Jahre CFO war. Weil ich finde, das gibt mir die Chance, mich auch noch mal so ein bisschen neu zu erfinden. Also nee, keine Achterbahnfahrt, aber eine lange Reise.
Rainer Münch: Und gab es da irgendwelche Momente, Weichenstellungen, wo Sie sagen, da hat sich dann auch irgendwie was verändert, so in dem Blick auf die Karriere bei Otto?
Petra Scharner-Wolff: Ja, ganz viele, ehrlich gesagt. Also ich habe ja die ersten Jahre so ganz klassisch mich in diesem Controlling-Bereich entwickelt. Als ich dann den geleitet habe, da war eigentlich ein anderer Auslöser. Da habe ich meine Familie gegründet und habe zwei Kinder bekommen. Da war das, ist schon noch mal eine andere Situation, wenn Sie ein Team führen und dann, ich habe zwei Kinder in relativ enger Folge bekommen, parallel das mit dem Familienleben vereinen müssen. Und dann war glaube ich eine ganz große Veränderung, dass ich gesagt habe, auch wenn ich jetzt diese beiden Kinder habe, die waren noch relativ klein, ich wäre auch bereit, jetzt nochmal einen anderen Schritt zu machen. Dann bin ich ja aus Hamburg weggegangen nach Hanau und habe die Leitung einer Firma übernommen. Das ist natürlich was Anderes nochmal, als wenn ich einen Bereich leite. Und das war eine große Veränderung, auch eine große Umstellung für die Familie. Die mussten dann oder die sind freiwillig auch mitgekommen und wir mussten uns natürlich sehr stark neu erfinden. Ich habe mein Aufgabengebiet total erweitern können und das war so eine ganz große, sozusagen Weiche in der Otto-Reise.
Rainer Münch: Jetzt ist es ja in der heutigen Generation, bei den jüngeren Generationen nicht mehr so sehr in Mode, hat man den Eindruck, ganz lange Zeit bei einer Firma zu bleiben. Es wird flexibler, es geht darum, eben auch mal zu wechseln. Wie blicken Sie da als Unternehmenschefin drauf? Ist es eine Chance, weil es dann halt auch mehr neue Impulse und Flexibilität gibt? Oder ist es eine Herausforderung?
Petra Scharner-Wolff: Also es stimmt, dass wir mehr Bewerberinnen und Bewerber haben, die mit kürzeren Abschnitten im Lebenslauf zu uns kommen. Das heißt natürlich einerseits, dass sie aus verschiedenen Unternehmen Erfahrungen sammeln konnten, was meistens eigentlich ganz gut ist, weil dann hat man unterschiedliche Kulturen kennengelernt, vielleicht auch unterschiedliche Schwerpunkte gemacht, man kann sich vielleicht auch schneller in etwas Neues eingewöhnen. Und da gibt es aber natürlich auch eine Ecke wo…, also es gibt zunehmend Bewerber, die auch mutig einen Job kündigen, ohne einen neuen Job zu haben. Das ist zum Beispiel was, was ich mir, glaube ich, nicht zugetraut hätte, was aber mittlerweile, glaube ich, durchaus üblich ist. Ich finde das mutig und ich sehe das sehr pragmatisch als Arbeitgeber. Wir bemühen uns um die besten Leute und wir stellen uns darauf ein, mit welchen Erwartungen die Menschen zu uns kommen und versuchen, einen guten Mix zu finden zwischen dem, was wir brauchen und dem, was unsere Bewerberinnen und Bewerber brauchen.
Rainer Münch: In dem Zusammenhang wird ja auch gerne allgemein über das Anspruchsdenken der Gen Z gesprochen, was sich ja deutlich abhebt von dem oder vermeintlich abhebt von dem früherer Generationen. Wie blicken Sie darauf? Ist das was, was Sie auch feststellen, was sie beschäftigt? Oder wird das übertrieben in der öffentlichen Diskussion?
Petra Scharner-Wolff: Wir sehen eine Generation, die natürlich unter besonderen Rahmenbedingungen groß geworden ist. Einmal sozusagen eine Generation, die komplett mit Internet, Social Media, mit weltweiter Vernetzung groß geworden ist. Eine Generation, die in ihrer Jugend eine Corona-Phase durchgemacht hat, ich meine wir alle, aber ich glaube als Jugendlicher besonders prägend, so dass natürlich, sagen wir mal, andere Erfahrungen mit ins Unternehmen gebracht werden. Aber ich bin nicht so ein Typ, der sozusagen eine ganze Generation über einen Kamm scheren würde. Das sind unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen. Wir sind zum Glück in den letzten Jahren in der Art, wie wir Arbeit anbieten können, also Vollzeit, Teilzeit, Lage der Arbeit, Homeoffice mit Anwesenheit gemixt, hier arbeiten und im Ausland arbeiten, ja deutlich flexibler geworden, als wir vielleicht vor 20, 25 Jahren gewesen wären. Sodass ich glaube, dass die Bedürfnisse sozusagen der Zielgruppe und das, was wir bieten können, zusammenkommen.
Rainer Münch: Sie haben es angeschnitten, das Thema Homeoffice. Wie ist da aktuell die Regelung bei der Otto?
Petra Scharner-Wolff: Wir haben keine weltweit gleiche Regelung, weil die Kulturen sehr unterschiedlich sind. Und hier auf dem Campus in Hamburg sind wir ungefähr fifty-fifty unterwegs.
Rainer Münch: Und wie blicken Sie da auf die Tendenzen einiger amerikanischer Wettbewerber, die da sozusagen einen totalen Richtungswechsel wieder vorgenommen haben und zu sagen, also am Ende geht es doch wieder zurück zu vollständiger Präsenz? Ist das was, was Sie glauben, was vielleicht auch noch kommen könnte in fünf oder zehn Jahren?
Petra Scharner-Wolff: Glaube ich nicht. Wir haben schon eine große Diskussion zu dem Thema hinter uns in den letzten zwei Jahren und wir haben schon auch etwas mehr zur Präsenz ermutigt. Aber wir sehen natürlich auch die wahnsinnigen Vorteile, die es auch in der hybriden oder der Remote-Arbeit gibt. Und wir sind ja eine weltweit agierende Gruppe. Das heißt, viele unserer Menschen haben auch ihre Schnittstellenpartner gar nicht in Hamburg, sondern irgendwo anders halt. Und dann ist es natürlich auch etwas intuitiver, dass auch, ich sage mal, virtuelle Arbeit ein Teil des normalen Arbeitsalltags ist.
Rainer Münch: Jetzt sprechen wir ja über Purpose versus Profit und damit auch über Purpose und damit über Werte. Und da würde mich natürlich interessieren, wie würden Sie denn ihre Werte beschreiben? Was ist Ihr Wertekanon und wie hat er sich vielleicht auch über die Zeit entwickelt in Ihrer Karriere?
Petra Scharner-Wolff: Na ja, ich bin ja vermutlich nicht zufällig hier gelandet, wo ich bin. Wir sind ja hier in einem Familienunternehmen. Ein Familienunternehmen zeichnet sich ja sagen wir mal durch eine langfristige Orientierung, durch eine langfristige Transformation, durch eine Beständigkeit, durch eine Bereitschaft aus, sich in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen. Und das sind alles Sachen, die liegen mir total nah. Also ich arbeite wahnsinnig gerne mit Menschen zusammen. Ich bin aus meiner eigenen Wahrnehmung sehr menschenzentriert. Ich liebe den Dialog auf Augenhöhe. Ich finde Vielfalt interessant, auch wenn sie nicht immer einfach ist. Ich finde das toll, dass wir hier interkulturell arbeiten können mit sehr unterschiedlichen Kulturen. Nicht nur mit den unterschiedlichen Kulturen, die wir vielleicht in Deutschland haben, sondern auch mit unseren Partnern in den anderen Ländern. Und ich finde es schön, dass sozusagen, dass wir die Freiheit haben, auch sagen wir mal den Wertekanon, den wir im Bereich der Nachhaltigkeit zum Beispiel haben oder ich meine, im Rahmen der sozialen Verantwortung. Wir sind 35.000 Menschen, da kann man natürlich diesen Wertekanon auch jeden Tag leben. Und das, das macht mir einfach Freude.
Rainer Münch: Jetzt hatte ich Sie gebeten, einen Wertegegenstand zu unserem Gespräch mitzubringen. Und was ich hier vor mir sehe, ist ein Kunstwerk, ein Bild, ein Rahmen, ich schätze mal so 20 auf 20 cm, der recht breit ist, der Holzrahmen, der orange gestrichen ist. Und da ist sozusagen aufgeklebt so eine dünne Holzplatte mit einer Graphit-Handzeichnung. Sie haben es schon verraten, es zeigt einen Menschen von oben, der läuft. Mit schwarz und blau. Und da interessiert mich natürlich jetzt brennend, was hat es mit diesem Kunstwerk auf sich und was bedeutet das für Sie?
Petra Scharner-Wolff: Ja, als Sie so gesagt haben, bringen Sie was mit, da bin ich so durch meine Wohnung und habe mir gedacht, okay, was ist jetzt so besonders? Was könnte mich auszeichnen? Das ist ein Bild, das hat mein Cousin gemacht, der ist Lehrer und Künstler, und er hat es mir netterweise zur Beförderung geschenkt. Deshalb hat es natürlich schon eine besondere Bedeutung für mich gehabt. Und es hat seine Bedeutung für mich, weil es ein Teil sozusagen meiner Familie ist. Und wenn ich das so sagen darf, ich hoffe, er verzeiht mir das, wenn er es hört. Unsere Wege hatten sich ein bisschen auseinandergelebt und haben wieder zusammengefunden. Und das ist was, was mich als Person total prägt, auch wenn man zwischendurch Phasen hat. Das hat man ja auch im Berufsleben oft. Was weiß ich, da hat man schon mal einen Streit mit einem Kollegen und ich wäre immer ein Mensch, der immer wieder eine Brücke baut. Und hier hat sich auch wieder eine Brücke gebaut und wir haben total toll zueinander gefunden. Sie haben ja schon erzählt, es hat eine relativ kräftige Farbe am Rand und es ist so, es ist nicht sofort, dass man es auf den ersten Blick erkennt. Es hat einen Perspektivwechsel. Das fand ich spannend an dem Gegenstand, weil wir in unserem Job auch oft gefordert sind, ich sage mal, nicht nur aus einer Perspektive, sondern aus verschiedenen Perspektiven auf Situationen zu gucken und vielleicht auch nicht sofort zu erkennen, wo der Weg ist. Und um den Weg zu ringen und auch, was weiß ich, sich mit den Vorstandskollegen oder mit unseren Teams darum zu ringen, was kann denn jetzt eigentlich die richtige Entscheidung sein? Das passt ja eigentlich auch ganz gut zu Purpose oder Profit. Und es hat eine Dynamik, es geht nach vorne, weil ich meine, was habe ich in meiner Karriere erlebt? Das Geschäftsmodell, was wir betreiben, hat sich wahnsinnig weiterentwickelt in den letzten 25 Jahren. Als ich kam, da gab es halt den Otto-Katalog oder auch in vielen anderen Firmen Kataloge. Mittlerweile sind wir bei Otto 100% mehr oder weniger auf E Commerce. Und da ist natürlich eine lange Transformationsreise dazwischen gewesen, wo wir immer wieder mutig Schritte nach vorne gehen mussten. Und deshalb fand ich es eigentlich ganz nett, dass er mir sowas geschenkt hat, wo so ein Mensch so dynamisch nach vorne geht. Ich habe eben aber auch selber erst entdeckt, als ich es hier hingelegt habe, dass auch hinten was draufsteht. Und da steht drauf, sich wappnen. Das finde ich eigentlich auch ganz schön, sich immer wieder vorzubereiten, z.B. jetzt was sind die nächsten Schritte, die wir in Richtung künstlicher Intelligenz machen? Oder was kann ich beitragen in dem Moment gesellschaftlichen Umfeld, damit wir vielleicht aus der Polarisierung stärker rauskommen? Dieses Wappnen, finde ich, ist auch was, was total schön ist, was mich glaube ich auch auszeichnet.
Rainer Münch: Finde ich toll. Und ich sage mal auch dieser Perspektivwechsel, den Sie ansprechen, eben auch neue Impulse zu geben. Was haben Sie da für Techniken in Ihrer Rolle auch, um das zu forcieren? Da gibt es ja alle möglichen Herangehensweisen mit irgendwie Offsites, wo man dann in einem ganz kreativen Umfeld ist oder indem man sich bestimmte Impulsgeber dann auch vielleicht holt, die einen ganz anderen Background haben. Was ist da Ihre Methode, um anders drauf zu schauen?
Petra Scharner-Wolff: Also wichtig ist glaube ich, sich mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen zu umgeben. Man braucht Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen gemacht haben und die vielleicht auch unterschiedliche berufliche Skills haben. Dann ist es glaube ich sehr wichtig, das machen wir auch sehr viel, wir haben z.B. auch so ein Venture Cluster, nicht nur sozusagen in einem eigenen Firmenimperium sozusagen zu gucken, sondern auch bewusst Impulse von außen zu suchen. Und dann ist glaube ich eine ganz wichtige kulturelle Komponente dabei: Weil ich brauche Menschen im Umfeld, gerade auch wenn man jetzt sozusagen hierarchisch höher ist, muss man sehr viel oder ist es wichtig, aus meiner Sicht zu ermutigen, dass einem die Leute das sagen, was sie denken, und dass sie nicht anfangen irgendwas vorher zu filtern oder vielleicht sich nicht mehr trauen, eine Gegenposition zu vertreten, sondern es ist umso wichtiger, sozusagen Kontroversen zuzulassen und auch bewusst zu ermutigen. Und das wäre sozusagen meine Methode.
Rainer Münch: Jetzt sagen Sie, Diversität hat da ganz viele Facetten und führt eben auch zu einer gewissen, zu einem gewissen Perspektivenwechsel. Wie erreichen Sie das? Wie erreichen Sie diverse Teams nach unterschiedlichsten Kriterien? Ist das intuitiv oder gibt es da einen Plan?
Petra Scharner-Wolff: Also wir haben schon neben dem Intuitiven auch versucht, ein paar Sachen systematischer zu fördern. Ganz klassisch haben auch wir natürlich eine Historie hinter uns, wo wir Frauen nicht so stark in Führung hatten, woran wir auch immer noch arbeiten, um das offen zu sagen. Also da würden wir jetzt nicht hart quotieren, aber wir würden das besonders im Blick haben und würden sagen, lass uns mal auf jeden Fall immer auf einer Auswahlliste auch Frauen dabeihaben, damit wir auch wirklich, ich sage mal, auswählen können. Wir würden auch sowas machen wie, wir haben früher zum Beispiel viel interkulturelle Trainings gemacht, um besser schnittstellenfähig zu sein zu unseren anderen Ländern, weil manchmal sind ja Länder, die man vielleicht gar nicht so anders empfindet wie Frankreich oder so, im beruflichen Kontext sehr, sehr anders, wo man vielleicht sich auch bewusst machen muss, dass es ein kulturell anderer Schritt ist. Also ich glaube, man muss sich schon drum bemühen und muss auch immer wieder, ich sage mal innehalten und gucken, bin ich schon weit genug? Und ich also, ich würde selbstkritisch sagen, nee, wir sind sicher noch nicht perfekt. Und das ist ein Thema, in dem wir auch weiterarbeiten müssen.
Rainer Münch: Ist es auch, wenn Sie für eine Aufgabe ein Team zusammenstellen, dass Sie dann auch jetzt nicht nur die offensichtlichen Merkmale der Diversität dann berücksichtigen, sondern auch sagen, Sie brauchen eigentlich jemand, der vielleicht eher quantitativ kommt, eher emotional, eher impulsiv? Also ist das was, was Sie da auch bewusst irgendwie berücksichtigen?
Petra Scharner-Wolff: Ja, also was wir machen, das in so eine Richtung geht, wenn wir z.B. ein Teambuilding machen, machen wir manchmal Persönlichkeitsprofile, haben wir z.B. jetzt gerade vor kurzem im Vorstand gemacht, um uns sozusagen einen zusätzlichen Hinweis zu geben, wie ist denn der andere so und wie tickt denn der und was bringt den auch vielleicht total auf die Palme? Und das ist natürlich sehr hilfreich, weil da muss man natürlich viel Vertrauen zueinander haben, wenn man das teilt. Aber sowas über den anderen zu wissen und darüber zu reden und dann vielleicht auch über schwierige Situationen noch mal anders draufgucken zu können, also nicht rein fachlich, sondern eher zwischenmenschlich, das machen wir schon. Und das hilft einem, glaube ich auch, auch im beruflichen Kontext.
Rainer Münch: Und ohne jetzt in die Details zu gehen, aber gab es da Aha-Effekte für Sie, wo Sie jetzt eigentlich sofort sagen, da schauen Sie jetzt ein bisschen anders drauf?
Petra Scharner-Wolff: Ja, vor allem die Punkte, wo ich sozusagen jetzt von meinen Kollegen weiß, was die sozusagen besonders reizt. Da bemühe ich mich natürlich jetzt in meinem eigenen Verhalten, nicht auf diese Knöpfe zu drücken.
Rainer Münch: Jetzt hatten Sie über Ihre Werte gesprochen. Wie würden Sie sagen, dass die sich in Ihrer Führungsphilosophie ausdrücken? Und was macht aus Ihrer Sicht eine werteorientierte Führungskraft aus, gerade natürlich im Kontext von einem Familienunternehmen?
Petra Scharner-Wolff: Wir haben als Unternehmen jetzt schon viele, viele Jahre einen sogenannten Prozess des Kulturwandels durchlaufen, in dem wir auch immer noch sind. Und der hat sehr viel mit dieser Werteorientierung zu tun gehabt. Also wir haben sehr stark versucht, unsere Silos aufzubrechen. Wir haben sehr stark hierarchieübergreifend gearbeitet. Wir haben sehr stark Transparenz erhöht, damit sozusagen alle mitdenken können, was für mich auch in gewisser Weise was mit Werten zu tun hat. Wir haben sehr stark dieses, wo ich vorhin schon mal war, Dialog auf Augenhöhe gefördert. Wir haben Verantwortung tiefer delegiert und das muss sich auch alles im Führungsverhalten widerspiegeln. Wir haben aber auch das, was man früher gerne hatte, das situative Führen, das gibt es schon auch noch. Wir haben natürlich auch Phasen durchlaufen, wie z.B. in der Corona-Phase, wo wir auf einmal in einem Krisenmodus waren und wo wir dann auch wieder, sagen wir mal ein bisschen, ich sag mal zentralistischer durchsteuern mussten, z.B. um gesundheitssichernde Maßnahmen weltweit ausrollen zu können oder sowas. Also vom Prinzip im Führungsverhalten einen engen Dialog zu suchen, für den Mitarbeiter Orientierung zu geben, aber auch Coach zu sein, viel Feedback zu geben. Das hat sich im Anspruch sehr entwickelt in den letzten Jahren, aus meiner Sicht ehrliches, klares Feedback zu geben, auch Mut zu haben, schwierigere Themen anzusprechen. Das ist meistens ja eine schwierige Ecke als Führungskraft. Das ist mir total wichtig und das versuche ich möglichst jeden Tag zu leben.
Rainer Münch: Jetzt haben sie gesagt, 35.000 Mitarbeiter, Sie leben es jeden Tag und sind da als Vorbild unterwegs, was Feedback angeht und auch sonstige Werte. Wie schaffen sie es, dass das alle Mitarbeitenden auch erreicht? Diese neue Kultur, dieses neue Denken? Was sind da so die Methoden?
Petra Scharner-Wolff: Oh, die Reise ist ja acht bis zehn Jahre lang. Wir haben am Anfang erstmal sehr explizit gemacht, dass wir auf diese Reise gehen wollen. Wir haben das also vor diesen vielen Jahren unser gesamtes Vorstandsteam mit unseren Gesellschaftern vor die komplette weltweite Mannschaft gestellt und haben gesagt, das wollen wir jetzt und dazu committen wir uns. Das war für uns was Neues damals. Dann haben wir in jeder Vorstandshierarchie übergreifend in Teams gearbeitet und haben bestimmte Themengebiete bearbeitet. Ich habe zum Beispiel lange Zeit Kollaboration bearbeitet. Ich habe dann auch lange Zeit mich mit dem Thema Mut beschäftigt. Ein ganz tolles Thema, um Bewegung nach vorne anzustoßen. Und so haben wir immer wieder auch was Neues ausprobiert, weil wenn wir sozusagen in den festen Strukturen immer weitergemacht hätten, dann hätten wir nicht den nächsten Schritt gemacht. Und wir haben auch sehr früh in dieser Reise uns dazu entschieden, die ganze, unsere Kommunikation auf Du umzustellen. Wir waren vorher beim Sie, was wir jetzt gar nicht mehr so richtig reflektieren können, aber was unsere Art der Interaktion miteinander wahnsinnig stark beeinflusst hat. Also wenn ich jetzt manchmal Mails lese von vor zehn Jahren, ich denke, das kann ja gar nicht sein. Das habt Ihr wirklich, haben wir wirklich so geschrieben? Das fühlt sich so fremd jetzt an, in welcher gestelzten und auch distanzierten Sprache und wie vorsichtig die Botschaften platzierend wir da miteinander kommuniziert haben. Das hat uns auch zum Beispiel kulturell deutlich nach vorne gebracht, hat aber auch Kontroversen ausgelöst. Also es gab auch Mitarbeitende, zum Beispiel, die gesagt haben: Ich möchte diese Distanz, die sich auch formal in der Sprache widerspielt. Das haben wir natürlich völlig akzeptiert, aber mittlerweile hat sich das sehr, sehr weit durchgetragen und das Du ist sozusagen die dominante Form jetzt in der Firmengruppe.
Rainer Münch: Jetzt gibt es ja einen neuen Mitarbeiter, den Sie haben, der auch beliebig skalierbar ist und der an Bedeutung gewinnt, nämlich die KI. Wie vermitteln Sie denn der KI die Werteorientierung von Otto?
Petra Scharner-Wolff: Ja, bei der KI sind wir natürlich sozusagen einmal, natürlich setzen wir ja auch was auf. Wir fangen ja nicht bei null an. Aber wenn ich jetzt mal sozusagen in unsere eigene Verantwortung gucke, dann überlegen wir uns zum Beispiel strategisch, wie wir Daten strukturieren, wie wir mit Daten umgehen, welche Daten geteilt werden, welche Daten aber auch privat bleiben müssen. Da gibt es natürlich auch formale und Regulatorik drumherum, aber da gibt es natürlich auch Gestaltungsraum, sodass es schon in dem, was wir selber machen können, wir sozusagen Gestaltungsspielraum haben, KI werteorientiert zu gestalten. Das hat auch was damit zu tun zum Beispiel, wie transparent wir unseren Kunden machen, wenn wir KI einsetzen. Das halte ich auch für ein ganz wichtiges Thema. Also wenn wir zum Beispiel KI generiertes Bildmaterial haben oder wenn wir KI generierte Texte haben, dann haben wir damit stark am Anfang auch experimentiert, wie wir das sozusagen gut kommunizieren, damit der Kunde sich nicht getäuscht fühlt. Das halte ich für einen werteorientierten Angang. Und dann ist aber natürlich darüber ein großer, auch gesellschaftlicher Dialog natürlich, den wir jetzt nicht als einzelnes Unternehmen gestalten, wo wir vom Prinzip zum Beispiel, Sie waren ja vorhin schon dabei, dass ich auch im Verband tätig bin, über die Verbände versuchen, Impulse auf die Politik auszuüben oder ich auch selber, ich bin ja so ein bisschen jetzt so vom Innen- zum Außenminister gewechselt, ich selber natürlich auch einen Teil meiner Zeit jetzt damit verbringe, zum Beispiel mich in Brüssel zu vernetzen, wo ja die großen, ich sage mal, Rahmenbedingungen jetzt für Europa gestaltet werden. Weil ich glaube schon, dass es ein guter Gedanken wäre, einen europäischen, werteorientierten Weg der KI zu finden, aber gleichzeitig auch nicht so restriktiv und so reglementiert zu sein, dass sich sozusagen die Chancen der KI gar nicht entfalten können. Und das ist ja eigentlich ein wahnsinnig spannender Balanceakt, durch den wir gerade gehen, der sicher uns auch noch viele, viele Jahre begleiten wird.
Rainer Münch: Glauben Sie denn, dass es am Ende nur gelingen kann, dieser Weg, wenn die KI dann auch europabasiert ist und sozusagen hier entwickelt und betrieben ist?
Petra Scharner-Wolff: Das wird faktisch ja ehrlich gesagt nicht der Fall sein. Aber ich glaube, dass es richtig ist und auch wichtig ist, dass wir darum ringen, auch in Europa zu entwickeln und auch hier sozusagen Voraussetzungen zu schaffen. Deshalb freue ich mich über alles, was wir entweder selber entwickeln oder wo andere Firmen, sei es in Deutschland oder sei es in Europa, die Franzosen sind ja zum Beispiel auch sehr stark in dem Thema unterwegs, auch Beiträge leisten. Aber ich würde jetzt nicht so weit gehen, dass man jetzt sagt, pass mal auf, ein amerikanisches Large-Language-Modell können wir nicht benutzen. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass wir auch selber europäisch entwickeln.
Rainer Münch: Das leitet so ein bisschen über zu auch einer Frage, die ich noch an Sie hatte. Weil Sie haben ja einen Großteil Ihres Berufslebens im Kontext Finance und Controlling auch verbracht und da Verantwortung übernommen. Was ist denn der Wert von Purpose, wenn es um Purpose versus Profit geht? Wie würden Sie das beschreiben und greifen?
Petra Scharner-Wolff: Also ich tue mich auch ehrlich gesagt mit dem Titel Purpose versus Profit ein bisschen schwer. Aber vielleicht kommen wir da gleich noch an. Also ich glaube, dass mit dem Purpose ist für Firmen sehr wichtig, weil ich glaube, keiner hat Lust in irgendeiner Firmengruppe zu arbeiten, wo er sich mit dem Inhalt dessen, was er tut, nicht mehr, ich sage mal, identifizieren kann. Und wir haben als Vision über die ganze Firmengruppe „Responsible commerce that inspires“ und wir haben ja durch dieses Familienunternehmen und auch diese langfristige, auch nachhaltige Orientierung natürlich sehr starke Werteverwurzelung, ich sage mal, in dem, was wir täglich leben. Und sowohl für mich als auch für meine Kollegen als auch, dass ich das von vielen Mitarbeitenden weiß, ist das ein total hoher Wert. Und das ist glaube ich auch der Grund, warum viele von uns auch so lange hier sind, weil man sozusagen einfach mit sich im Reinen sein kann, in so einem werteorientierten Unternehmen zu arbeiten. Und ich glaube, dass es deshalb auch in Richtung der Kunden einen Wert hat. Es ist schon so, dass es goutiert wird, wenn man sozusagen verantwortungsvoll umgeht, als auch in Richtung unserer Lieferanten einen Wert hat. Das haben wir z.B. ganz stark in der Corona-Phase gesehen, wo wir den Lieferanten auch geholfen haben, dass die durch die Zeit kommen und die uns andersrum auch. Und dann halt so, dass es schon goutiert wird, auch im weltweiten Handel, wenn man partnerschaftlich miteinander agiert.
Rainer Münch: Haben Sie schon gerade gesagt, dass sie sich schwertun mit dem Titel? Von daher gehe ich natürlich direkt darauf ein und frage Sie vielleicht so: Gab es denn schon mal eine Entscheidung, wo Sie dann doch gesagt hatten, okay, da muss ich mich jetzt für Profit und gegen Purpose entscheiden? Da muss ich was tun, was vielleicht irgendwie so sich wertemäßig nicht so gut anfühlt, aber was halt wirtschaftlich erforderlich ist und entsprechend priorisiert werden muss.
Petra Scharner-Wolff: Ja, ich habe schon ganz oft in meinem Leben die Situation gehab. Also das erste Mal sehr offensichtlich, als ich nach Hanau gegangen bin. Zwar passiert das ja klassischerweise, wenn Firmen in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind. Ich hatte damals, Schwab war damals defizitär schon seit längerer Zeit und das kann man natürlich eine gewisse Zeit aushalten als Unternehmen, aber irgendwann muss man natürlich auch versuchen, wieder zurück in die Gewinne zu kommen. Und dann ist es ja klassischerweise so, dass man das auch über, ich sage mal, Kostenreduzierung und ähnliches macht. Und das ist auch immer damit verbunden, dass man meistens Personalmaßnahmen macht. Und das ist immer schwierig als Führungskraft. Und ich bin sehr froh aber in gewisser Weise auch, dass ich das selber durchlaufen habe, weil ich glaube, es ist total wichtig, wenn man große Firmengruppen leitet, dass man selber auch mal Mitarbeitern gegenübergesessen hat, ein Kündigungsgespräch führen musste und auch den ganzen Schmerz, den man in dem Moment auslöst, auch wenn man es natürlich sozial orientiert und vernünftig versucht zu machen, aber am Ende ist es ja doch jemand, der dann den Job nicht mehr hat, wenn man das durchlaufen hat und wenn man das auch, ich sage mal mit dem Respekt und in Demut, die diese Aufgabe erfordert, auch selber mal gemacht hat.
Rainer Münch: Wie würden Sie dann die Purpose versus Profit Perspektive umformulieren? Ist es für Sie dann so ein bisschen ohne Profit kein Purpose?
Petra Scharner-Wolff: Kein langfristiger Purpose, würde ich sagen, ja. Für mich ist Profit die Voraussetzung, dass wir innovieren können, dass wir weiterentwickeln können, dass wir durch schwierige Phasen kommen. Wir sind ja im Moment in Summe glaube ich weltweit auch eher in einer ruppigeren Phase. Ja, wir haben, was weiß ich, große Verwerfungen geopolitischer Art, wir haben Krieg in Europa und deshalb ist es auch ein ganz wesentlicher Bestand auch meiner jetzigen Arbeit, dass ich die Resilienz der Firmengruppe erhöhe. Und das heißt klassischerweise, wenn, sagen wir mal, die Entwicklungen etwas volatiler sind und Umsatz auch mal ausfallen kann, dass ich halt dafür sorgen muss, dass ein bisschen mehr Wasser unterm Kiel ist, damit ich nicht sofort aufsetze, wenn es mal wieder ein bisschen rau wird auf dem Meer. Und deshalb ist für mich Profit die Voraussetzung für langfristige Gestaltungsfähigkeit und so gesehen auch für Purpose. Ja, und deshalb tue ich mich mit dem Versus ein bisschen schwer.
Rainer Münch: Okay, also in dem Fall ist es dann Profit for Purpose sozusagen, also als Enabler. Jetzt habe ich in meinem Podcast auch immer eine große moralische Frage dabei an meine Gäste und möchte mit Ihnen über das Thema Konsumentenkredite kurz sprechen. Und zwar ist es natürlich in der Natur des Handels, die Kunden auch zu verführen und ihnen auch Konsum anzubieten. Nur beim Thema Konsumentenkredit kann es natürlich immer auch sein, dass manche Konsumenten die Auswirkungen langfristig nicht überblicken auf ihre Finanzen. Wie blicken Sie darauf aus einer Purpose-Perspektive der Ottogruppe?
Petra Scharner-Wolff: Wir haben ja viele Millionen Kunden und nicht alle unsere Kunden können immer zu dem Zeitpunkt, wo sie was kaufen, vor allen Dingen natürlich klassischerweise vielleicht auch bei größeren Anschaffungen, eine Waschmaschine oder so, haben sie nicht immer genug Geld auf dem Konto, um diesen Kauf zu tätigen. Deshalb bieten wir schon ganz lange, schon seit Jahrzehnten, dann auch eine Finanzierung dazu an. Und für mich ist auch das sozusagen in dem Sinne kein Widerspruch. Das ist ja sozusagen, jetzt können Sie sagen, Sie haben den Kunden gelockt, die Waschmaschine zu kaufen, aber ich meine, die Waschmaschine ist jetzt, habe ich natürlich bewusst gewählt, so das Beispiel. Aber das ist natürlich jetzt ein offensichtlicher Gegenstand, den ich in dem Moment klassischerweise auch brauche und dann ist es ja eher ein Enabler. Und es ist ja auch nicht so, dass ich ein Interesse daran habe als Unternehmen, dass die Kunden sich, ich sage mal, übernehmen, weil dann die Kunden ihre Rechnung auch nicht mehr bezahlen können und das ja für uns auch natürlich ungünstig ist, sodass das natürlich auch, also wir würden ja auch nicht beliebige Rahmen geben, sondern wir versuchen das so auszusteuern, dass von unserer Einschätzung des Kunden der Kunde auch in der Lage ist, das abzuzahlen. Und ansonsten habe ich aber ehrlich gesagt selber ein sehr selbstbestimmtes Kundenbild und würde dann eher sagen, dann lass uns lieber noch mal überlegen, wie wir sozusagen die Kunden, wie wir es vernünftig transparent machen, was wir zum Beispiel machen. Man kann sehen, was das zum Beispiel kostet, wenn ich einen Kredit nehme, also in absoluten Eurobeträgen und dann darüber sozusagen den Kunden in eine gute Entscheidungsmöglichkeit oder Klarheit zu versetzen, um eine bewusste Entscheidung zu treffen.
Rainer Münch: Wenn wir jetzt Europa und Amerika kontrastieren, da ist Amerika diesbezüglich natürlich viel weiter. Also der Umfang an Konsumentenkrediten ist dort ein Vielfaches von dem, was wir typischerweise in Europa sehen. Jetzt in Zeiten, wo es auch wirtschaftlich schwieriger ist für viele Konsumenten und Konsumentinnen: Glauben Sie da, dass sich das verschieben wird und dass wir das in Europa deutlich stärker sehen werden in den nächsten fünf Jahren?
Petra Scharner-Wolff: Ich glaube, dass wir trotzdem kulturelle Unterschiede behalten werden, weil ich glaube, sie sind so stark verankert in unserer sozusagen DNA und ich bin mir sehr sicher, dass ich sage mal, ein deutscher Konsument auch zukünftig konservativer und vorsichtiger mit Krediten umgehen wird als ein amerikanischer Konsument. Zumindest ist das alles, was wir in unseren Zahlen seit 25 Jahren sehen können.
Rainer Münch: Jetzt wo wir gerade bei diesem Feld sind, Moral und Handel, sehen wir einen großen Erfolg aktuell von Formaten wie Temu oder Shein, auch Action, die eben mit Discountangeboten Konsumenten erreichen. Gilt hier der Spruch "Die Moral endet am Regal"?
Petra Scharner-Wolff: Ich würde mir jetzt nicht anmaßen, über die Moral des Kunden zu urteilen, aber natürlich schmerzt es mich schon, wenn ich Produkte im Markt sehe, wo ich sage mal, das, was wir Level Playing Field sozusagen vielleicht nennen würden, nicht erreicht ist. Wo ich ja, wo auch Statistiken ja zeigen, dass vielleicht, ich sage mal, die Standards, die wir eigentlich für Europa definiert haben, nicht in allen Produkten eingehalten werden, wo ich glaube, dass unter diesen Rahmenbedingungen so schwierig ist, in guter Qualität zu produzieren. Und da würde ich mir natürlich schon manchmal wünschen, dass die Kunden sozusagen etwas kritischer mit dem Thema umgehen. Gleichzeitig wäre ich nie so arrogant und würde sagen: Mensch, wie kannst du das machen? Weil ich natürlich auch weiß, dass viele auch wirklich auch sehr mit ihrem Geld haushalten müssen. Deshalb finde ich, ist es wichtig, dass auch die Politik da den Rahmen, den sie ja sozusagen formal gesetzt hat, ich sage mal umsetzt und einhält. Da gibt es jetzt ja ein bisschen Bewegung in die Richtung und dann halt, ich sage mal in den Rahmenbedingungen dafür sorgt, dass das Level Playing Field besser eingehalten ist.
Rainer Münch: Was ist da Ihre Prognose? Ist das ein Hype, der vielleicht auch so ein bisschen abebbt, weil Konsumenten das ausprobieren und dann eben auch sozusagen wieder die Qualität stärker schätzen? Oder etwas, was kontinuierlich wachsen kann, weil dann die Versuchung doch immer da ist, das Günstigste zu nehmen und jetzt sozusagen den Impuls zu befriedigen nach Konsum und was Neuem?
Petra Scharner-Wolff: Unsere Konsumenten sind ja sehr, sehr vielfältig. Wir haben natürlich auch jetzt welche, die, also wir haben die, die ganz gezielt nachhaltig und umweltbewusst einkaufen. Es gibt die, die sehr stark auf Qualität setzen. Im Sinne von: Ist das ein Hype und geht das vorbei, würde ich sagen, die Wettbewerbsarena hat sich verändert. Das haben wir schon vielfach erlebt in den letzten Jahrzehnten. Wir haben jetzt hier Wettbewerber, die sehr preisgünstig auf den Markt drängen und im Schwerpunkt aus dem asiatischen Bereich kommen. Und ich bin jetzt erst mal so im Sinne der Wettbewerbsarena davon überzeugt, dass die sich im Markt etablieren werden und auch bleiben werden und dass die Kunden aber bei unterschiedlichen Kaufanlässen einfach unterschiedlich agieren werden. Ich glaube, wir müssen uns darauf einstellen, ein möglichst gutes Preisleistungsverhältnis zu bieten. Aber ich glaube, wir müssen auch den Rücken gerade machen, uns nicht auf alles einlassen und unseren Werten auch treu bleiben und dann halt im Zweifel auch auf den einen oder anderen Euro-Umsatz verzichten, wenn der Kunde andere Sachen sucht.
Rainer Münch: Ist das für Sie als Gruppe trotzdem ein Impuls zu sagen, wir müssen da eventuell die eine oder andere Lücke schließen, was den Preiseinstieg angeht und wirklich sehr günstige Produkte da vielleicht auch ergänzend hinzunehmen an manchen Stellen?
Petra Scharner-Wolff: Wir hatten eine strategische Weichenstellung schon deutlich gemacht, bevor sozusagen diese Entwicklung kam. Und zwar haben wir ja Otto in den letzten Jahren zur Plattform umgebaut und das heißt aus Artikelsicht, dass wir von zwei, drei Millionen Artikeln jetzt in Richtung, ich sage mal, achtzehn, neunzehn, zwanzig Millionen Artikel gehen. Und allein durch diese Ausweitung der Artikel - das sind ja jetzt Sortimentsangebote, die auch Partner zur Verfügung stellen -, ist es automatisch dazu gekommen, dass die Preislagen viel breiter besetzt sind und unsere Partner auch sehr stark auch natürlich die unteren Preislagen mit besetzen. Und jetzt wir vom Prinzip vom Kaufverhalten des Kunden natürlich, weil die Varianz so viel größer sein kann, sehr genau gucken, wo der Kunde hingeht und was ihm fehlt und das natürlich dann auch gut bedienen können. Also das war, ja, das war jetzt nicht sozusagen, dass wir schon hart erkannt hatten, dass wir genau in diese Phase kommen. Aber uns war natürlich schon auch vorher klar, dass eine breitere Sortimentsbreite, ich sag mal, die Vielfalt erhöhen wird und dann auch natürlich die Preislagen besser abdecken wird.
Rainer Münch: Zum Thema Marktplatz eine Rückfrage, jetzt haben das natürlich über die letzten Jahre einige Händler auch eingeführt und aufgeschaltet so ein Angebot und häufig kam es dann zu nicht unerheblichen Spannungen, weil plötzlich ein Wettbewerb aufgebaut wird zu dem eigenen Kerngeschäft, dem eigenen Handel. Wie war das für Sie in der Gruppe und wie sind Sie damit umgegangen?
Petra Scharner-Wolff: Das war super spannend. Das hatten wir natürlich strategisch intellektuell alles antizipiert. Intern hieß das zum Beispiel Konkurrenz am Artikel. Es kann jetzt ja passieren, dass ich selber einen Artikeleinkauf auf Lager habe und ein Partner den gleichen und wirklich exakt den gleichen Artikel anbietet und zu einem anderen Preis. Das heißt, wir haben das vorher sehr intensiv diskutiert. Wir haben auch uns preislich darauf eingestellt, auch wirklich sozusagen die Marktpreise besser matchen zu können. Und das war alles vordiskutiert und auch technologisch natürlich alles vorbereitet und so weiter. Und dann kam halt irgendwann die Realität und unser Marktplatz hat sich sehr schnell sehr erfolgreich entwickelt, also hat einen extremen Hochlauf gehabt. Und das hat uns einerseits super erfreut, aber wir haben natürlich dann sozusagen auf der Plattform auf einmal eine ganz große Dynamik gehabt zwischen den Sortimenten, die wir im eigenen Lager hatten und den Sortimenten, die andere zugesteuert haben. Und dann haben wir schon, ich würde sagen fairerweise ein Jahr gebraucht, rauszufinden wie wir das jetzt gut steuern können. Wie wir sozusagen nicht nur auf die niedrigpreisigen Artikel steuern, und haben da aber, die Organisation hat sehr stark selber gelernt. Aber wir haben auch uns externe Hilfe geholt, um da sozusagen eine schnellere Lernkurve zu haben. Und jetzt ist das sehr gut eingeschwungen. Otto läuft zum Glück im Moment sehr gut und wir hatten gerade diese Woche Beiratssitzung. Das ist unsere Steuerung sozusagen des Einzelgeschäfts und ich bin superstolz, wo die jetzt hingekommen sind und dass das jetzt so eingeschwungen ist und so gut nach vorne geht.
Rainer Münch: Ja und Sie hatten ja auch schon mehrfach gesagt, das About You war ja so ein bisschen ähnlich. Da gab es ja auch plötzlich Konkurrenz mit einem anderen Modell und dass es aber auch viel mobilisiert hat an Innovationen, Entwicklung. Und das klingt so, als ob das jetzt wieder so war.
Petra Scharner-Wolff: Ja, das ist so ein bisschen unsere DNA. Also wir sind ja sehr unternehmerisch geführt und lieben das auch, diese Freiheiten zu haben. Und wir haben in unserer Geschichte uns mehrfach selber disruptiert. So aus der Geisteshaltung: Lieber selber disruptieren, als dass es ein anderer macht. Das haben wir ja schon in frühen Jahren mit Bonprix gemacht. Das haben wir in großem Stil mit About You gemacht. Das würden wir immer wieder zulassen, weil wir haben daraus immer einen großen Innovationsschub gehabt, den sinnvollen Druck sozusagen, sich selber weiterzuentwickeln. Ich glaube, wir hätten auch sonst unsere technologische Transformation gar nicht so geschafft, wie wir das jetzt geschafft haben. Aber wenn Sie sozusagen in dem sitzen, was disruptiert wird - ich habe zum Beispiel Otto geführt zu der Zeit, als wir About You aufgebaut haben - dann ist das auch manchmal schmerzhaft, weil wenn sozusagen, wenn man sich selber die Konkurrenz ins Haus holt. Aber ich glaube trotzdem, es hat Otto auch nachher stärker gemacht.
Rainer Münch: Wissen Sie schon, was die nächste Disruption sein wird? Was die nächste sozusagen große Situation sein wird, wo disruptiert wird?
Petra Scharner-Wolff: Ja, wir werden auf jeden Fall jetzt einen großen Schritt machen in Richtung künstliche Intelligenz. Und je nachdem, wie wir das angehen, kann das sozusagen die Kräfteverhältnisse zwischen den einzelnen Geschäftsmodellen verschieben. Ich bin mir sehr sicher, dass jetzt der Schritt in die künstliche Intelligenz in Summe den gesamten Retail-Markt schneller und stärker disruptieren wird, als das diese ganze E-Commerce-Transformation gemacht hat, weil die war eigentlich ewig lang. Also ich meine, als ich hierherkam, vor-- Sie haben ja vorhin schon zitiert, dass das über 25 Jahre her ist. Es fühlt sich dann immer ganz komisch an. Da war gerade sozusagen der Anfang, dass wir ins E-Commerce gegangen sind bei Otto, und bis es sozusagen bei 100 % war und jetzt auch wirklich den Markt durchdrungen hat, war es ja eine lange, lange Reise. Und ich glaube, das wird jetzt schneller gehen und wird dementsprechend Handel nach vorne massiv prägen.
Rainer Münch: Ich weiß auch noch, als die Voice Assistants kamen. Da hieß es ja auch, dass das alles verändern würde und dass die Konsumenten womöglich immer nur noch nur noch über Sprache bestellen und sagen, ich möchte gern einen Lebensmitteleinkauf oder ein neues Sofa, wie auch immer. Und interessant, dass es damals nicht so gekommen ist. Und jetzt aber die KI mit den Agenten plötzlich da ist und eigentlich die gleiche Diskussion wieder stattfindet.
Petra Scharner-Wolff: Ja, aber in gewisser Weise ja auch die Voice wieder anders zurückkommt. Also schon natürlich technologisch auf der gleichen Basis, wie sie damals vielleicht entwickelt wurde, halt nur auf dem nächsten Level. Und wir arbeiten zum Beispiel grade daran bei Otto, die Interaktion des Kunden über Voice in diesem Fall, was weiß ich, mit unserer App zu ermöglichen. Weil man natürlich viel komplexere Such- und Interaktionsprozesse, also Dialoge am Ende des Tages haben kann, sodass dann in gewisser Weise, ich sag mal so, technologische Entwicklungen jetzt vielleicht wieder verschmelzen, die es schon länger gibt. Ja, aber trotzdem, ich, also wir diskutieren das natürlich leidenschaftlich hoch und runter im Vorstandskreis. Ich glaube, das Wichtige ist, dass man sich sozusagen flexibel aufstellt, weil wir können jetzt nicht wissen, was sozusagen die dominante Technik ist und auch wer diese dominante Technik beherrschen wird. Weil es gibt ja sehr viel auch Wettbewerbsarena, die darum rangelt. Und ich glaube, das Wichtige ist, sich sozusagen so schnittstellenfähig zu machen und auch natürlich in seinem eigenen Wettbewerbsradar und in den Datenpunkten, was beobachte ich denn am Markt und was läuft wie hoch, sozusagen die Beobachtungsmomente so zu erweitern, dass man möglichst flexibel anpassungsfähig ist. Weil ich glaube: Eine Wette kann man nicht machen, das ist zu gefährlich. Man muss schon auf verschiedenen Hochzeiten tanzen sozusagen.
Rainer Münch: Können Sie sich denn vorstellen, dass Sie das Einkaufen zuständig einem Agenten überlassen?
Petra Scharner-Wolff: Für mein eigenes Einkaufsverhalten? Och, für so die banalen Dinge auf jeden Fall. Also ich muss natürlich mal gucken, das müsste schon ein zuverlässiger Agent sein. Also ich stell mir das auch so vor, dass man ja vielleicht nicht gleich den ganzen Prozess automatisieren würde, sondern bevor der vielleicht auf mein Portemonnaie zugreift, ich vielleicht doch noch mal auf‘n Knopf drücken kann oder so. Aber wenn der jetzt meine Milch und so ein paar, ich sag mal, Artikel des täglichen Bedarf oder so kauft, hätte ich damit überhaupt kein Problem. Ich bin aber fest davon überzeugt, dass es auch immer, ich meine, einkaufen, da waren Sie ja eben aus anderer Ecke schon mal, hat ja, ist ja auch was Lustvolles, ja, also was Spaß macht, was Interaktives, wo man vielleicht mit irgendjemandem losgeht. Also ich habe jetzt nicht dieses Bild, dass jetzt Agenten alleine einkaufen gehen und dann vermutlich noch aufgrund meiner, was weiß ich, meines Kleiderschranks auch noch die ganze Modeberatung machen und mir einfach da irgendwas in‘s, ich sag mal, ins Schlafzimmer stellen, was ich als Nächstes anziehe. Ich glaub, da ist schon noch dieser Aspekt dabei, dass man sozusagen selbstbestimmt und inspiriert sein will und vielleicht auch mal durch'n Laden. Ich gehe ja auch nicht nur, auch wenn wir ganz viel E-Commerce haben, ich gehe ja auch noch stationär einkaufen und gucke mir dann da was an. Ich glaub, es wird ein Mix von allem geben. Aber es wird auf jeden Fall auch einen Teil geben, der an die Agenten geht, das glaub ich schon. Das ist einfach zu bequem, denke ich mal.
Rainer Münch: Ja, ja, auf jeden Fall. Und zugleich ist einkaufen was Schönes dann eben auch in den Läden wenn es gut gemacht ist und da wird's sicherlich auch weiterhin Wertschätzung geben für die menschliche Beratung. Zum Abschluss hatte ich Sie ja gebeten, auch sich ein bisschen mit Max Frisch’ Fragebogen auseinanderzusetzen und sich eine Frage auszusuchen und Sie haben sich entschieden für: Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen? Und da interessiert mich zum einen, was die Frage bei Ihnen ausgelöst hat, warum Sie die ausgewählt haben und noch mehr interessiert mich natürlich Ihre Antwort darauf.
Petra Scharner-Wolff: Ja, ich fand diesen Spannungsbogen zwischen Wissen und Hoffen so schön. Und ich bin ein sehr zuversichtlicher Mensch und ich glaube, es ist ja auch meine Aufgabe, sozusagen mit Zuversicht in die Zukunft zu führen. Und das Hoffen hatte für mich so, so diese, diese positive, diesen, diesen positiven Aspekt nach vorne. Und ich hoffe darauf, natürlich erst mal ganz, ganz simpel, diese Unternehmensgruppe in eine sehr gute Zukunft zu führen. Wir machen grad einen Generationswechsel und ich fühle mich natürlich auch der nächsten Generation sehr verpflichtet. Ich fühle mich diesen 35.000 Menschen und unseren vier Millionen Kunden sehr verpflichtet. Und ich hoffe, dass es uns gut gelingt, einen offeneren und auch in schwierigen Themen kontroversen, aber trotzdem zielführenden Diskurs in Deutschland und in Europa und in weltweit zu führen. Und deshalb weiß ich, was ich hoffe und werde nicht nachlassen, sozusagen mit Leidenschaft und sehr viel Zuversicht, das beizutragen, was ich selber beitragen kann.
Rainer Münch: Liebe Frau Scharner-Wolff, ein schöneres Schlusswort hätte ich mir gar nicht wünschen können für den Podcast. Von daher würde ich das an der Stelle auch abschließen. Es hat mich wirklich sehr gefreut, Sie heute als Gast zu haben.
Petra Scharner-Wolff: Danke für‘s Gespräch.
[Das Gespräch wurde aufgezeichnet am 7. November 2025.]