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Online und Offline verschmelzen

In China fördern Allianzen zwischen digitalen und stationären Händlern die Expansion des Onlinehandels in neue Bereiche

Die E-Commerce-Umsätze steigen in China schneller als in jedem anderen Markt weltweit. Da der stationäre Handel mit der wachsenden Konsumfreude einer immer größeren Mittelschicht nicht Schritt halten kann, füllen Onlinehändler diese Lücke und investieren dazu in großem Stil in ihre Lieferinfrastruktur sowie in elektronische Zahlungsverfahren (E-Payment), die bei der digitalaffinen Bevölkerung populär sind. Die Umsätze im chinesischen Onlinehandel stiegen daher seit 2011 rasant von 800 Milliarden Renminbi auf 5,2 Billionen Renminbi im Jahr 2016, was knapp 700 Milliarden Euro entspricht.

Nun arbeiten chinesische Händler an Wegen, um die noch verbleibenden Hindernisse für digitale Einkäufe zu beseitigen. So zögern Konsumenten oft noch beim Kauf bestimmter Artikel, insbesondere Frischwaren, wenn sie diese nicht mit eigenen Augen betrachten können. E-Commerce-Anbieter eröffnen daher Läden als Showroom und Entertainment Center. Käufer können hier Produkte ausprobieren, während sie sich online darüber informieren – und sie dann per Smartphone bestellen und unmittelbar nach Hause liefern lassen. In gering besiedelten Gebieten kämpften E-Tailer lange damit, ihren Lieferservice profitabler zu gestalten. Nun errichten sie sehr effiziente Convenience-Store-Netzwerke, um das Problem der „letzten Meile” zu lösen.

JD.com und Alibaba auf dem Vormarsch

Lag der Fokus der beiden größten chinesischen Onlinegiganten JD.com und Alibaba bislang auf dem Binnenmarkt, setzen sie nun zum Sprung nach Europa an und streben wie Vorreiter Amazon auch nach einer internationalen Marktabdeckung. Nach Schätzungen von Oliver Wyman werden die Angreifer aus dem Osten bis 2025 mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz in Europa erzielen. Selbst bei einer Abschwächung des globalen Wachstums auf das langjährige Amazon-Niveau von etwa 30 Prozent werden die beiden Onlinegiganten bereits 2025 mit rund 550 Milliarden Euro insgesamt mehr Umsatz erwirtschaften als die zehn größten deutschen Handelsgruppen bei stabilem Wachstum. Damit werden sie die europäische Handelslandschaft vor neue Herausforderungen stellen.

Abbildung: Entwicklung des Handels in Deutschland und China

1. Betrachtet wurden Schwarz, Aldi Süd, Aldi Nord, Edeka, Rewe, Metro, Ceconomy, Lekkerland, Otto, dm
2. CAGR (Compound Annual Growth Rate), Werte gerundet

Quelle: Oliver Wyman-Analyse

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